Still Life

Wahrscheinlich gehe ich ja zu oft ins Kino. Aber immerhin: Ich habe auf diese Weise etwas, über das ich hier schreiben kann (wenn ich schon sonst nichts erlebe...).


Still Life ist ein chinesischer Film. Er handelt von Menschen, die vom sogenannten Drei-Schluchten-Projekt betroffen sind. Wie sich inzwischen herumgesprochen hat, bauen die Chinesen mehrere Dämme, um den Jangtse zu stauen. Um dieses Projekt zu verwirklichen, mussten und müssen Millionen von Menschen umgesiedelt werden. Alte Städte werden abgebaut, zerlegt und gesprengt, neue müssen gebaut werden.


Dazwischen: Menschen. Zwei davon werden hier herausgepickt. Eine Frau, die ihren Mann sucht, der auf bzw. mit der Baustelle Karriere gemacht hat und darüber seine Frau am anderen Ende Chinas vergessen hat, und ein Mann, dem Frau und Kind weggelaufen sind, obwohl er für sie ordnungsgemäß bezahlt hatte.


Als Zuschauer nimmt man an ihrem Schicksal teil, wundert sich oft über die Ästhetik der dort gezeigten Scheusslichkeiten, und ist froh, in Mitteleuropa zu leben... Alles irgendwie surreal.


Beim Nachdenken über diese Art von Mammutprojekt wird jedem klar, dass so etwas nur durch staatliche Gewalt in Szene gesetzt werden kann. Kein Marktmechanismus würde es schaffen, mit solcher Brutalität und Zielstrebigkeit gewachsene soziale Strukturen zu zerstören (die Zerstörungskräfte von Märkten wirken eben anders). Und demjenigen, der nicht an die Planbarkeit der Welt glaubt, wird angst und bange beim Gedanken an all die nicht-intendierten Nebenwirkungen ökologischer Art, die solch ein Wahnsinnsprojekt haben wird.


Wahrhaft große Katastrophen - und ich bin bereit einen höheren Betrag darauf zu wetten, dass dieses Projekt in der Zukunft dazu gerechnet werden wird - bedürfen einfach sorgfältiger Planung.