Steinbrück

Peer Steinbrück ist der Kanzlerkandidat der SPD. Es war vorher zu sehen, dass er es werden würde. So groß war die Auswahl ja nicht...


Ich weiss noch nicht recht, wie ich das finden soll...


Ich habe mit Steinbrück (und anderen) vor etlichen Jahren, als er noch Ministerpräsident in NRW war, mal eine dreiviertelstündige Rundfunkdiskussion bestritten. Ich weiß nicht mehr, was das Thema war. Was ich aber noch sehr genau in Erinnerung habe, ist, dass wir uns spontan nicht leiden konnten...


Mein Eindruck von Steinbrück war der eines von keinerlei Selbstzweifeln oder Reflexionsbedürfnis in seiner Selbstsicherheit beeinträchtigten Ordnungsamtsbeamten, der frei jeden Humors ist, das Wort Selbstironie noch nie gehört hat, und nicht eine Sekunde dem Gedanken Raum lässt, er könne nicht die Wahrheit besitzen.


Wenn ich ihn mit Gerd Schröder vergleiche, mit dem ich zu tun hatte, als er noch Anwalt in Hannover war und seine politische Karriere eine greifbare Möglichkeit, so scheint mir Schröder immer weit reflektierter gewesen zu sein, auch wenn das Machtbewußtsein beider und die Zielstrebigkeit beider durchaus vergleichbar sein dürfte. Aber Gerd Schröder war (und ist wahrscheinlich immer noch) viel mehr in der Lage, sich selbstironisch und -kritisch aus der Distanz zu betrachten und dies auch in die Kommunikation einfließen zu lassen.


Zusammengefaßt: Steinbrück scheint mir bei weitem das schlichtere Gemüt. Aber das macht ihn wahrscheinlich ja nicht zu einem schlechten Kanzlerkandidaten oder gar Kanzler. Er dürfte das, was er anpackt, auch tatkräftig durchsetzen, ohne sich allzu viel mit Skrupeln rumzuplagen. Und das ist für einen Politiker sicher keine schlechte Eigenschaft. Schließlich ist unser politisches System ja so organisiert, dass Konflikte und Ambivalenzen auf unterschiedliche Parteien aufgespalten werden, so dass die Parteimitglieder und -führer ambivalenzfrei handeln können. Und das, so scheint mir, ist durchaus eine Qualität von Steinbrück. Er wird schon dafür sorgen, dass er genügend Gegenwind bekommt, um die möglichen Schäden, die Ambiguitätsintoleranz von Führungskräften produzieren kann, in Grenzen zu halten. Das ist einer der Vorzüge einer Demokratie, die auf Parteien setzt...