Sprachmüll

Seit längerer Zeit schon gibt es bei jeder Fernsehwerbung für irgendein Medikament als Dreingabe den Standardsatz: „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie bitte Ihren Arzt oder Apotheker.“ Kurz vor Hauptnachrichtenzeiten scheint da aber plötzlich eine Art Seuche ausgebrochen zu sein. Gestern habe ich im ZDF vor der Heute-Sendung in vielleicht drei Minuten sage und schreibe fünfmal diesen Spruch gehört. Lernmethodisch gesehen bedeutet das eine mehrfache Wiederholung, mit der ein Bewusstseinsinhalt sicher gespeichert wird. Dabei geht es der Werbung gewiss nicht darum, dass sich die potenzielle Kundschaft die Warnung vor Nebenwirkungen merkt, sondern eher den Namen des Produktes, das sie ihr verkaufen will.


Was denken sich eigentlich die Programmverantwortlichen dabei, außer dass der Sender möglichst viel teure Werbezeit verkaufen will, um seine Finanzlücken zu schließen? Die teuersten Minuten sind für die werbende Kundschaft jene Zeiten mit den höchsten Einschaltquoten, Zeiten, die Fernsehzuschauer mit der höchsten Aufmerksamkeit verfolgen. Ausgerechnet diese Zeiten mit solchem Sprachmüll oder Infoschrott zu füllen, ist eine Frechheit und zeugt von ziemlich wenig Respekt vor dem Gebühren zahlenden Zuschauer. Vielleicht sollten sich die Werbestrategen einmal nicht nur um neue Einfälle für neue Spots bemühen, sondern auch darum, wie man den Zuschauer vor der Übelkeit bewahrt, die ihn beim Anschauen angeblich gesund machender Produkte erfasst. Wenigstens im seriösen Radio bleibt dem Hörer ähnlicher Schrott im Ohr (bisher) erspart.