Spencer-Brown

In den letzten Tagen war ich auf einer Konferenz mit dem Titel "The Mathematics of Form" in der Zeppelin University in Friedrichshafen. Inhaltlich ging es um den Kalkül der Form, wie er von George Spencer-Brown in seinem Buch "Laws of Form" entwickelt wurde.


Logiker, Mathematiker, Linguisten, vor allem Soziologen und ein paar andere Interessierte trafen sich dort, um über Anwendungen der Konzepte Spencer-Browns zu diskutieren.


Für mich persönlich war die Lektüre des o.g. Buches weichenstellend, denn seither nutze ich die Schemata Spencer-Browns in meiner täglichen Arbeit. Meine Habilarbeit (1986, "Unterschiede, die Unterschiede machen") beruht weitgehend auf seinen Ideen.


Trotz der Wertschätzung, die von Soziologen den Laws of Form entgegen gebracht wird (z.B. von Niklas Luhmann, Dirk Baecker - dem Organisator der Tagung - Elena Esposito - einer der Referentinnen - u.a.), ist seine Akzeptanz unter Mathematikern nur sehr gering.


Louis Kaufmann, ein arrivierter Mathematiker mit hoher internationaler Reputation - ebenfalls einer der Hauptreferenten der Tagung -, antwortete auf die Frage, warum Spencer-Brown unter Mathematikern ignoriert wird, sinngemäß, dass dies an Spencer-Browns persönlichem Umgangsstil liege.


Da ich George mehrere Monate in Heidelberg hatte und dessen Umgangsstil hautnah erleiden durfte, schien mir diese Erklärung sehr plausibel.


GSB ist ein gutes Beispiel dafür, dass inhaltliche Originalität von Gedanken oft keine Akzeptanz findet, weil der Produzent dieser Gedanken sich unmöglich benimmt... Es fällt eben den meisten Menschen schwer, einem guten Buch einen unerträglichen Autor zu verzeihen.


Die Teilnehmer der Tagung konnten Mensch und Werk offenbar trennen. Befragt, ob er die Laws of Form für richtig halte, antwortete Louis Kaufmann, er wolle das nicht mit ja beantworten, aber...: "I never have seen him make a mistake!"


Das fand ich als Nicht-Mathematiker beruhigend...