Sozialer Brennpunkt

Wer mal wieder ethnologische Studien betreiben will und sich dafür interessiert, ob Diagnosen wie "Soziopath" oder auch "Psychopath" ihren Sinn haben, der sollte nach Berlin-Charlottenburg fahren und dort die Restaurants an der Kreuzung Schlüterstrasse/Mommsenstrasse besuchen oder zumindest deren Gäste beobachten. Hier treffen sich offenbar viele, die für o.g. Diagnosen in Frage kommen, d.h. speziell Berlins Aston-Martin-, Ferrari-, Lamborghini-, Maserati-, zum Teil auch die Bentley-und Rolls-Royce-Fahrer bzw. diejenigen, die es werden wollen.


Damit hat man eine Selektion von Menschen vor sich, die offensichtlich meinen, dass sich die Welt um sie drehen müsse. Sie missachten die Verkehrsregeln systematisch, indem sie tagsüber auf den Fahrradwegen parken, nachts um drei zeigen, wie stark ihre Autos motorisiert sind, laut hupen und alles tun, um die Aufmerksamkeit derer zu erhalten, die lieber nichts von ihnen hören und sehen würden.


Ich will hier gar nicht zu sehr in die Details gehen, um die Freude am Studium dieser fremden Völkerschaft, die ein für zivilisierte Mitteleuropäer wenig einfühlbares Verhalten zeigt, nicht zu verderben. Hier kann man Menschen - wie in einem Zoo auf wenigen Quadratmetern zusammengepfercht - studieren, die vollkommen frei von jeder sozialen Rücksichtnahme funktionieren. Dass man damit gut durchs Leben kommen kann (zumindest finanziell) beweisen ihre Autos bzw. deren Kaufpreis.


Eigentlich müsste man in solch eine Art sozialen Brennpunkts Sozialarbeiter schicken. Aber wo kein Leidensdruck ist, sollte man von derartigen fürsorgerischen Maßnahmen nicht allzu viel erhoffen. Denn - und das ist ja eines der diagnostischen Kriterien - der Leidensdruck ist ja bei denen, die von solch einem asozialen Verhalten betroffen sind (z.B. den Radfahrern etc.).