Sound

Nachdem ich augenblicklich kaum zum Lesen komme, höre ich umso mehr Radio. Gestern bekam ich den Zusammenschnitt einer Sendung auf Österreich 1 - über die Evolution der Musik.


Ist es nicht faszinierend, dass Menschen Konsonanz gegenüber Dissonanz bevorzugen, ja, dass in allen

Kulturen Musik einen konsonanten Kern hat (Oktave, reine Quinte)? Tamarin-Affen, beispielsweise, tun dies nicht. Spielt man konsonante und dissonante Intervalle von unterschiedl. Quellen, so ist keine Bevorzugung des einen oder anderen Lautsprechers zu erkennen. Und wenn ich mir meine kleine Tochter so ansehe, wie sie auf meine Stimme reagiert, wie sie Gesang liebt und sich von sanften Klängen betören läßt, so komme ich zu dem Schluß, dass unser Geist zutiefst musisch ist. Aber wie ist dann das - zwar seltene - Phänomen der Amusie zu erklären?


Unter Amusie versteht man einen „Begabungs- oder Funktionsausfall im Bereich der Musik oder der schönen Künste überhaupt. Das Wort wird in dreierlei Verwendung gebraucht: 1. radikale Unbegabtheit (oder auch blosse Unerschlossenheit) und dementsprechend Interesselosigkeit für den Bereich des Musischen überhaupt und besonders oder auch lediglich 2. für Musik (= extreme Unmusikalität); 3. spezieller im klinischen Verstande: pathologische Störung der musikalischen Gehörfunktion oder Motorik und damit des Verständnisses für musikalische Zusammenhänge oder des Vermögens der Wiedergabe, meist auf Grund erworbener Hirnschädigung, ohne daß eine allgemeine Taubheit bestünde.“ Vgl.: Wellek, Albert. (1989). Amusie. In Blume, Friedrich (Hrsg.). Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Band 1. S. 440. München: DTV.


Ein seltenes Phänomen, aber es kommt leider vor. Woran es liegt, ist meist nicht mehr zu rekonstruieren. Möglicherweise nimmt das Übel schon in den ersten Tagen des Erdendaseins seinen Lauf, als nur ein paar Zellen vorhanden waren, diese jedoch allzu heftig beschallt wurden? Ich weiß nicht, wie es sich sonst erklären läßt. Ein Impfschaden?


Joachim Ernst Berendt erläutert eingehend die Klangempfindlichkeit von Zellen: „Daß die Kraft von Klängen gegebenenfalls auch vernichtende Wirkung haben kann, stellte die amerikanische Biologin Dorothy Retallack fest. Sie spielte einer Anzahl von Philodendron, Mais, Radieschen und Geranien jeden Tag acht Stunden unablässig den Ton F vor – und einer genau gleichen Gruppe von Pflanzen diesen gleichen Ton F jeweils drei Stunden lang, aber von längeren Unterbrechungen gefolgt. In dem ersten Gewächshaus waren sämtliche Pflanzen nach zwei Wochen tot. Im zweiten – so berichten Tompkins und Bird – waren sie gesünder als die Kontrollpflanzen, die überhaupt keinen Tönen ausgesetzt worden waren.“ Vgl. Berendt, J. E. (1985). Nada Brahma. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. S. 103. Und was für Pflanzen gilt, das gilt möglicherweise in Ansätzen auch für uns Menschen?


Ich denke, dies ist ein Experiment, das es wert ist, reproduziert zu werden.