Snowden

Ich neige nicht zur Heldenverehrung, aber dass Edward Snowden die weltweiten Abhör- und Kontrollaktivitäten des NSA offen gelegt hat, gehört sicher zu den Heldentaten, die meiner Bewunderung sicher sind (die habe ich hier die letzten Jahren schon mehrfach dargebracht). Jetzt habe ich den Film von Oliver Stone gesehen und meine Hochachtung (man beachte den Gegensatz zu Verachtung) für diesen jungen Mann ist noch gestiegen. Sicher ist das Hollywood-Kino (obwohl der Film nicht in Hollywood gedreht wurde und dort auch kein Produzent bereit war, sich an dem Thema die Finger und sein Geld zu verbrennen), aber wenn auch nur ein Bruchteil der Story dem nahe kommt, was Edward Snowden getan hat, dann ziehe ich meinen Hut und bin bereit, ihn in die nur knapp bestückte Sammlung meiner Heroen aufzunehmen.


Er war offenbar, anders als ich dachte, nicht irgendein kleiner Hacker, sondern ziemlich wichtig und auf dem Weg zu einer großartigen Karriere innerhalb der US-Gemeindienst-Community. Und er stellte das dar, wenn die biographischen Splitter richtig zu lesen sind, das, was man einen Wertkonservativen nennt, der bereit war, "für sein Vaterland" in den Krieg zu ziehen. Aber die weltweite Verletzung der Prinzipien einer auf Freiheit des Bürgers setzenden Ordnung, wie sie zumindest auf dem Papier von der US-Verfassung versprochen wird, hat ihn dazu gebracht, zum "Landesverräter" (wie die offizielle Lesart lautet) zu werden. Und er war, das wird in dem Film auch deutlich, nicht allein: Ohne die Journalisten des Guardian hätte er auch nicht die öffentliche Aufmerksamkeit erhalten, die ihm bzw. seiner Tat erst Wirkung verschafft hat.


Er dürfte zwar nicht prinzipiell etwas an den Praktiken der Geheimdienste verändert haben, aber bei dem einen oder anderen ist die Sensibilität für die Bedrohung der Privatsphäre, die Demokratie etc. geweckt haben.


Dass der Film in Deutschland gedreht werden musste, ist natürlich ein Armutszeugnis für die USA. Und dass Deutschland Snowden kein politisches Asyl gewährt, ist ein Armutzszeugnis für die BRD.


Zum Schluss noch ein Satz von Oliver Stone, den er in einem Intreview mit dem Titel "Ich liebe mein Land" formuliert hat, und der mir besonders gut gefallen hat, weil er den schlichten Entweder-oder-Mustern widerspricht, wie sie auch von einigen hier im Blog immer wieder "kehrenden" Kommentatoren vertreten werden:


"Patriotismus ist immer ein sicherer Hafen für Schurken!" (Die Zeit, 8. 9. 16, S. 40)

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