Sklavenaufstand

Die Ereignisse in Rosarno machen deutlich, wie in Italien (und bei uns nicht viel anders) mit Arbeitsimmigranten umgegangen wird. Im Wochenmagazin Espresso ist jetzt ein langer Artikel dazu erschienen, in dem u.a. analysiert wird, wie die Regierung Berlusconi eine neue Form der Kriminalität erfunden hat: die "clandestinità", d.h. das Leben im Untergrund.


Der Entstehungs-Mechanismus ist simpel: Wer seine Arbeit verliert, verliert auch seine Aufenthaltsgenehmigung. Dann kann er seine Kinder nicht mehr zur Schule schicken, bekommt keine ärztliche Versorgung, keine Fahrerlaubnis, keine neue Arbeit. Die braucht er aber, um eine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten usw.


Catch.22.


Eine der Folgen ist ein Phänomen oder eine Fähigkeit, das bzw. die darin besteht, sich unsichtbar zu machen - für alle öffentlichen Beobachter. Da man ja trotzdem Geld verdienen muss, ist man allerdings jeder denkbaren Form schamloser Ausbeutung ausgeliefert.


Der Autor der Artikels sieht in dieser Gesetzgebung ein Menschenbild am Werke, das auch bei uns die Gesetzgebung lange Zeit bestimmte: der Immigrant als Roboter, als eine Arbeitsmaschine, die man anstellt, wenn man sie braucht, und abstellt, wenn man sie nicht mehr braucht.


Dass das nicht so funktioniert, merkt man, wenn diese Arbeitssklaven ihre Familien mitbringen, Kinder in die Welt setzen, und nicht aufhören wollen zu arbeiten, wenn man ihr Arbeit nicht mehr braucht.


http://espresso.repubblica.it/dettaglio/la-rivolta-degli-schiavi/2119377//0