Shanghai

Das Entwicklungstempo in China ist für Europäer atemberaubend. In Shanghai sind z.B. in den letzten 5 Jahren 400 km U-Bahn gebaut worden.


Solch ein Tempo ist nur möglich, wenn die dazu nötigen Prozesse anders als bei uns organisiert sind. Denn wir - d.h. deutsche Industrievertreter - sind im Vergleich zu Chinesen in ihren Entscheidungsprozessen (die ja immer auch Absicherungsprozesse der Entscheider sind) ziemlich langsam... Das wird bei Joint-Ventures deutlich. So ist beim Bau der seit Jahren in Planung befindlichen deutsch-chinesischen Klinik, die im nächsten Jahr eröffnet werden sollte, bislang noch kein Spatenstich erfolgt.


Aber wahrscheinlich ist es ja nur die chinesische Sicht, dass die Schuld daran den Deutschen zuzuschreiben ist, und wahrscheinlich beklagen sich die Deutschen genauso über die durch die Chinesen verursachten Verzögerungen.


Bei interkulturellen Projekten prallen zwei (oder mehr) unterschiedliche Systemlogiken aufeinander. Die spezifischen Vorzüge und Ressourcen jedes der Systemelassen sich bedauerlicherweise nicht einfach addieren, sondern erfordern sehr aufwendige Kommunikationsprozesse. Da deren Gelingen höchst unwahrscheinlich ist, ist es fraglich, ob diese Art der Kooperation - ökonomisch betrachtet - wirklich so schlau ist.


Aber interessant ist sie allemal. Nur sollte sich jeder, der sich auf derartige Prozesse einlässt, darüber klar sein, dass dies ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang wird.