Schurke und Held

Die US-Amerikaner haben die ersten Konsequenzen aus der Baker-Hamilton-Studie gezogen und in einer repräsentativen Umfrage die Gruppe der zu bekämpfenden Feinde neu gewählt. Wie das [Handelsblatt](http://www.handelsblatt.com/news/Default.aspx?_p=200051&_t=ft&_b=1197941) heute meldete, gewann George W. Bush das Rennen um den Titel „Bad Guy 2006“ überlegen und setzte sich mit 25% an die Spitze des Feldes. Weit abgeschlagen landete Osama Bin Laden auf Platz zwei, gefolgt von Saddam Hussein, dem iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad und dem nordkoreanischen Staatschef Kim Il Sung. Der ehemalige US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld kam nur auf den 6. Platz und muss mit der Ersatzbank Vorlieb nehmen (hat aber Aufstiegschancen, sobald Hussein seinen Platz zwangsweise geräumt hat).


Damit wurde die Achse des Bösen von der amerikanischen Bevölkerung mit einer neuen Führung ausgestattet. Die Nationalgarde wurde bereits in Alarmbereitschaft versetzt. „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch…“ In der gleichen Umfrage wurden nämlich auch die Helden des Jahres 2006 gewählt. Einen Triumph erzielte der US-Präsident George W. Bush, der sich mit 13% aller Voten an die Spitze setzen konnte, dicht gefolgt von der US-Armee im Irak mit 6% aller Stimmen.


Der Präsident kündigte an, den Kampf gegen die Schurken des Jahres umgehend aufzunehmen. In einer eilig einberufenen Pressekonferenz stellte er sich den Fragen der Journalisten, wie er sich selbst zu bekämpfen gedenke. „I was a bit surprised to find myself on top of the bad guy list, you can believe that. I didn‘t know how bad I really was. Nobody told me, after all. But I promise, immediate action will be taken. I already had some phone calls with my troops in Iraq on Christmas Eve. The principal task of our military is to find and defeat these guys, and that is why we are on the offense.“


Auf Nachfragen gab Bush zu, dass sich sein innerer Schweinehund schon vor längerer Zeit nach heftigen Tumulten von ihm losgesagt und sich auf die Seite des Bösen gestellt habe. Er habe nicht hinreichend auf den Rat seines Analytikers gehört und die Mehrheitsfraktion in seinem inneren Parlament unterschätzt. Nun sei ihm nichts anderes übrig geblieben, als sein inneres Parlament aufzulösen. Das sei aber kein allzu großes Problem, da er in diesen Zeiten ganz gut auf ein Parlament verzichten könne. Immerhin habe er noch eine innere Bibelrunde und eine innere AA-Selbsthilfegruppe, die ihm nach wie vor zur Seite stünden.


Die in der Umfrage gewählten restlichen Helden sind leider überwiegend Demokraten und Künstler, die George Bush beim Kampf gegen das

Böse keine wirkliche Hilfe sind. Jesus Christus, auf Platz 5 gewählt, hat bereits mitteilen lassen, dass er sich aus der Angelegenheit heraushalten wolle.