Schlendern

Nichts ist so nervenzerfetzend, wie schlendernde Menschen vor einem auf dem Bürgersteig - vor allem, wenn sie den gesamten Weg blockieren.


Es ist ein Naturgesetz, dass sie immer minimal langsamer gehen als man selbst. Und wenn man sich anschickt, sie zu überholen, und deswegen das eigene Tempo steigert, dann werden sie automatisch auch schneller. Da scheint dann ein Nerv bei den Vorausschlenderern getroffen, der sie reflexhaft davor schützt, überholt zu werden.


Im übelsten Fall entwickelt sich so ein komisches Wettgehen - ebenso merkwürdig wie die Geherwettbewerbe bei den Olympischen Spielen - bei denen man versucht, am anderen vorbei zu kommen bzw. das Überholtwerden zu verhindern, ohne dabei ins Rennen zu kommen.


Bewundernswert ist dabei, dass es ja immer mindestens Paare sind - manchmal Kleingruppen -, die da vor einem herlaufen. An Individuen kommt man leicht vorbei. Wie schaffen es die beiden oder die vielen, ihr Tempo immer im Gleichklang mit den potentiellen Überholern zu steigern, ohne sich darüber explizit abzustimmen.? Das kann wahrscheinlich nur hypnotherapeutisch erklärt werden. Es muss auch etwas mit der jeweiligen Gruppenkohärenz und -identität zu tun haben. Zu zweit einem einzelnen den Vorrang zu lassen, geht offenbar nicht. Einen anderen Paar erst recht nicht.


Die einzige Problemlöse-Methode ist meiner Erfahrung nach: Stehenbleiben, Vorlassen, ein paar Minuten warten, bis die Vorgänger weit genug weg sind, um nicht mehr in deren Wahrnehmung zu geraten und dann das eigene Tempo zu wählen...