Sachsen

Nach den Pöbeleien zum Tag der deutschen Einheit in Dresden stellt sich wieder einmal die Frage, was denn da in Sachsen los ist. Pegida an jedem Montag, brennende Flüchtlingsheime, eine Bevölkerung, die (sicher nur zum kleineren Teil) ihre Gefühle (=Hass) in "bewundernswerter" Offenheit zeigt - um nicht zu sagen: vollkommen von Sinnen zu sein scheint (="besorgte Bürger"). Sachsen hat etwa 5% der Bundesbevölkerung, aber in Sachsen sind mehr als 10% aller Gewalttaten (=aktenkundige Straftaten) gegen Ausländer begangen worden. Einfach Spitze, dieses Sachsen!


Wie kann man das erklären?


Es gibt unterschiedliche Thesen: Da ist zum einen die Behauptung, da in Sachsen zu DDR-Zeiten das Westfernsehen nicht zu sehen war, sei die Bevölkerung ausschließich zu ihrer Information auf die staatlichen Qualitätsmedien angewiesen gewesen (deren Fehlen heute so emotional beklagt wird: "Lügenpresse"). Dem Rest der DDR erschien der Westen (aufgrund der Fernsehwerbung) attraktiv, die Dresdner waren vor derartigen Versuchungen geschützt. Und der eiserne Vorhang und die Volkspolizei beschützten die Bevölkerung daüberhinaus vor allen Fremden (außer den Russen, aber das waren ja sozialistische Brüder und Schwestern)...


Eine andere These ist (und die finde ich plausibler), dass die vielen CDU-Regierungen Sachsens das Problem des Rechtsextremismus systematisch geleugnet haben und deshalb auch diesen Tendenzen nichts entgegen gesetzt haben. Das fing mit Kurt Biedenkopf an (zweifellose ein ganz netter und gebildeter Mensch - ich habe mal einen vergnüglichen Abend bei einem Essen mit ihm verbraucht), der behauptete, Sachsen sei gegen braune Tendenzen immun (sinngemäß), und das setzte sich bei seinen Nachfolgern fort, die sich allesamt auf dem rechten Auge als blind oder zumindest sehbehindert gezeigt haben. Die linke Gefahr wurde immer bekämpft, die rechte nicht zu Kenntnis genommen.


Vielleicht ändert sich jetzt ja was, wo die AfD (hallo, Frau Petry) die Position rechtsaußen besetzt, so dass es keinen Sinn mehr macht, dort um Wähler zu buhlen. Allerdings: Wenn man Herrn Seehofer betrachtet (auch der Chef eines "Freistaats"), dann könnte es sein, dass sich noch nicht herumgesprochen hat, dass es sich nicht auszahlt, den kruden fremdenfeindlichen Parolen rechtsaußen zu Seriosität zu verhelfen, indem man sie als Vertreter der etablierten Parteien übernimmt...


Lieber Herr Tillich, bitte, bitte ...