Saakashwili

Der Ministerpräsident von Georgien wirkt im Fernsehen ja ganz sympathisch - und er spricht Englisch. Das dürfte auch der Grund sein, warum ihn die stündlich wechselnden Moderatoren bei CNN den ganzen Tag über live interviewen (ich verfolge das nicht nahtlos, aber immer, wenn ich den Fernseher eingeschaltet habe, erscheint Herr Saakashwili live). Er sagt dann natürlich auch immer wieder dasselbe.


Was er gebetsmühlenartig der Weltöffentlichkeit klar zu machen versucht, ist, dass Georgien das ist, was die Tschechoslowakei 1938 war, und dass Russland das Gegenstück zu Nazi-Deutschland ist. Wer jetzt Appeasement betreibe, der mache sich mitschuldig an den Folgen für die Wiedererrichtung des Sowjetreichs (oder so ähnlich), wenn nicht gar für den nächsten Weltkrieg.


Ich bin wirklich kein Freund von Herrn Putin. Aber ich halte es für sehr problematisch, wenn in solch einem Konfliktfall von vornherein festzustehen scheint, wer der Aggressor ist. Wenn, wie auf BBC ein Vertreter Russlands erklärte, man einen Völkermord in Südossetien habe verhindern müssen und man deswegen einmarschiert sei, so sieht die Situation ja ein wenig anders aus. Dann geht es eben nicht mehr und allein um die Frage, ob die Grenzen eines souveränen Staates respektiert werden. Wenn wirklich 40000 Flüchtlinge aus Südossetien in Nordossetien in Lagern untergebracht werden mussten, dann muss die Lage doch ein wenig anders beurteilt werden.


Komisch mutet es allerdings an, wenn Senator McCain, der US-Präsidentschaftskandidat, ein glühender Anhänger der Invasion im Irak, verkündet, die Weltgemeinschaft könne es nicht tolerieren, dass hier eine Invasion in einen souveränen Staat erfolgt.


Solche Konflikte führen immer zur Anwendung von Gewalt (= Krieg), wenn es keinen Dritten gibt, der von beiden Parteien als Vermittler oder höhere Macht akzeptiert wird und die Machtverhältnisse nicht eindeutig sind. Dass das kleine Georgien sich auf einen solchen Konflikt mit dem großen Russland einlässt, spricht dafür, dass es sich stark genug gefühlt haben muss (ermutigt durch die Bush-Regierung?)...


Man müsste eine Institution erfinden und schaffen, die die Rolle des Dritten, d.h. des Schlichters oder auch Weltpolizisten, übernehmen kann. Man könnte sie vielleicht ja "Vereinte Nationen" nennen. Allerdings würde sie ihre Funktion nur ausfüllen können, wenn alle sich ihrer übergeordneten Macht unterstellen. Und das wiederum wird nur funktionieren, wenn ihre Funktionalität gesehen wird.