S-Bahn

Die Berliner S-Bahn ist zur Zeit in der Krise. Achsen brechen, der Fahrplan kann nicht eingehalten werden, Züge stossen zusammen,, werden verkürzt, fallen aus, und sind als Folge davon überfüllt.


Sie ist für mich ein Musterbeispiel oder auch Laborexperiment für die Art der Führung und des Managements, die mit dem Namen Hartmut Mehdorn (ich weiss, ich wollte nie wieder über ihn schreiben) verbunden sind. Auf eine Formel gebracht: Idiotisches Management.


Organisationen brauchen das, was früher in der Werbung für Nylonstrümpfe "Dehnungsausgleich" genannt wurde, d.h. Spielräume, Reservekapazitäten - materiell wie personell -, wenn sie den ganz normalen Alltag zuverlässig bestehen wollen (von Innovation ganz zu schweigen).


Wenn solch eine Organisation auf Profitmaximierung getrimmt wird, hat dies paradoxe Effekte. Kurzfristig kann ein Gewinn erwirtschaftet werden, langfristig geht das in die Kosten und der Gewinn bricht weg. Die Berliner S-Bahn hat über 50 Millionen Gewinn an die DB abgeführt und dabei autodestruktiv (auf "Verschleiß") gewirtschaftet. Kurzfristig ist dies der Bilanz von Mehdorn positiv zugeschrieben worden, jetzt ist er weg, und andere haben die Folge zu tragen.


Meines Erachtens müssen Unternehmen, die der Bereitstellung öffentlicher Infrastrukturen dienen, wie Familienunternehmen geführt werden: Ihr Sinn besteht darin, für das Gemeinwesen, in dessen Eigentum sie sich befinden, Überlebensfunktionen zu erfüllen. Das heißt weder Profitmaximierung noch unwirtschaftlich arbeiten. Aber im Zweifel genügt eine schwarze Null oder eine bescheidene, aber zuverlässige Ausschüttung, wenn diese Infrastrukturaufgaben optimal erfüllt werden und die jeweils zukunftssichernden Investitionen geleistet werden.


Der Börsengang der Bahn ist einfach eine Idiotie, zu der sich unsere Politiker (verführt durch Lobbyisten und ziemlich schwachsinnige wirtschaftswissenschaftliche Theorien und Theoretiker - liebe Kollegen - haben verführen lassen).


Bei der Post ist ja auch viel im argen. Seit vier Tagen warte ich auf einen Brief, der angeblich zu 98% am nächsten Tag zugestellt wird. Zu den 2 % gehören wahrscheinlich einfach die meisten Briefe. Dass ich schon mal Postsendungen bekommen habe, die ein halbes Jahr im Postamt Charlottenburg gehortet wurden, habe ich früher schon beschrieben... Zumwinkels Erbe.


Hartmut Mehdorn ist jetzt in den Aufsichtsrat der Air Berlin eingerückt. Bleibt im Interessen der Flugsicherheit nur zu hoffen, dass er dort keine wichtige, die Politik bestimmende Rolle spielt. Das ist aber zu befürchten, warum sollte man ihn sonst anheuern... Deshalb gilt vielleicht in Zukunft bei Air Berlin Flügen: Fallschirm nicht vergessen!