Rollläden

Gestern Abend habe ich ein Theaterstück im Rahmen der Berliner Festspiele gesehen. Titel: "I Went To The House But Did Not Enter".


Vier alte Männer haben gezeigt und manchmal auch gesungen, wie langweilig das Leben ist (sein kann). Es war großartig und schwer erträglich, wie sie Form und Inhalt zur Deckung brachten. Gespielt und gesungen vom Hilliard Ensemble.


Für mich das eindrücklichste Bild war ein Haus auf der Bühne, dessen Rollläden geschlossen waren.


Gibt es etwas Deprimierenderes? Diese verschlossenen, autistischen, gemauerten oder betonierten Höhlen? Kein Blick rein, kein Blick raus? Das eine der Preis für das andere.


Noch schlimmer und noch deprimierender ist die mit der Aussenansicht verbundene Phantasie über die Innenansicht. Unter dem Fenster ein Zentralheizungskörper, nicht einer von den allten gusseisernen Rippenheizkörpern, sondern einer von den billigen, blechern wirkenden, bei denen an Stelle der Rippen nur leichte Vorwölbungen in einer ansonsten geraden Oberfläche für Volumengewinn sorgen. Weiss angestrichen, aber das Weiss ist durch einen leichten, aufgrund der Staubbelastung schmutzig wirkenden Cremeton aufgeweicht.


Und neben dem Fenster: ein Rollladenstraps.


Besser kann man Langeweile und die Unausweichlichkeit der Frage nach dem Sinn des Lebens nicht symbolisieren.