Rollenverständnis

Es gibt ja, wenn man in Unternehmen schaut, sehr unterschiedliche Arten, wie Mitarbeiter ihre Rollen verstehen. Die meisten kümmern sich (immerhin!) darum, dass sie nach bestem Wissen und Gewissen all das tun, was nach ihrer Ansicht zu ihrer Rolle bzw. ihren "Pflichten" gehört. Allerdings ist das aus systemischer Sicht nur suboptimal. Denn sie denken meist ziemlich eng und sehen ihre Aufgabe allein auf ihren eigenen Arbeitsplatz oder ihre Stelle begrenzt.


Was man von seinen Mitarbeitern heute erwarten sollte, ist, dass sie darauf schauen, wozu sie das alles eigentlich tun (sollen). Denn es nützt keinem Unternehmen, wenn jeder das tut, was zu seinem Job gehört, wenn die übergeordneten Ziele, zu deren Erreichen diese "Pflichten" nur Mittel (!) sind, nicht erreicht werden...


Reflektiert man die Frage, ob derartige Ziele erreicht werden, und dies verneint wird, dann antworten solche Mitarbeiter meist mit irgendeiner Verteidigungsrede. Sie kapieren gar nicht, dass es nicht darum geht, sie persönlich anzugreifen, sondern zu überprüfen, ob das, was getan wird, zielführend ist, um sich gegebenenfalls darüber Gedanken machen zu können, was man stattdessen tun könnte...


Wo Mitarbeitern systemisches Denken fremd ist, werden sie jede Reflexion des Nichtfunktionierens personenbezogen interpretieren und defensiv reagieren, auch wenn sie gar niemand angreifen will. Wenn dies passiert - und welcher Organisationsberater würde dies nicht tagtäglich sehen - dann ist die Organisation letztlich nicht lernfähig.


Es entstehen dann immer wieder Situationen wie in dem von mir so geschätzten Cartoon aus dem New Yorker, bei dem zwei Leute auf der trockenen Seite eines untergehenden Bootes sitzen, während ihren Mitinsassen bereits das Wasser bis zum Hals steht und sie dies kommentieren: "Nur gut, dass das Loch auf der anderen Seite ist."


Wer sich darauf ausruht, dass er seine "Pflichten" erfüllt hat, obwohl dies nicht zum Ziel führt, hat irgendwie nicht verstanden, dass seine eigentliche Aufgabe darin besteht, bestimmte, das Überleben der Organisation sichernde bzw. ihre Funktion definierende Ziele zu erreichen statt irgendwelche Mittel anzuwenden oder isolierte Aufgaben zu erledigen. Ein Jammer (für alle Beteiligten).