Richard Powers

Er hat einige Bestseller geschrieben ("Klang der Zeit", "Echo der Erinnerung"). Von seinen neun Romanen sind fünf auch auf Deutsch erschienen, sehr erfolgreich. Gestern hat er eine Lesung mit anschließender Diskussion in Berlin gehalten. Viele gute und interessante Ideen zur Unterscheidung Fakt/Fiktion.


Was mir am bemerkenswertesten erschien, war seine Erfahrung als Mensch, der sich sein Genom hat analysieren lassen. Bezahlt hat dies eine Zeitschrift, für die er einen Artikel dazu geschrieben hat.


Er weiss jetzt, dass er über einige genetische Variationen verfügt, die nicht selbstverständlich, aber auch nicht außergewöhnlich sind. So hat er z.B. Genkombinationen, die mit dem Risiko an Alzheimer zu erkranken, verbunden sind. Das wußte er vorher nicht, da es in seiner Verwandtschaft keine Hinweise darauf gab. Anders beim Risiko von Herzproblemen: das war familiär eh klar. Beruhigend: Er, klapperdürr, hat Gene, die eine Neigung zur Fettsucht versprechen...


Was ändert sich an der Selbstbeobachtung, wenn man sich so über die biologischen Randbedingungen der eigenen Existenz informiert sieht? Der Blick auf die biologische Umwelt (den eigenen Körper) wird über das Erleben hinaus um eine abstrakte Größe - Wahrscheinlichkeiten von Alzheimer z.B. - erweitert. Hat es Auswirkungen auf die persönliche Identität?


Wahrscheinlich ja unvermeidlich.


Bei Powers ergab die Analyse z.B. unerwarteter Weise, dass 9% seines Genoms eindeutig auf die Yoruba in Nigeria zurückgehen. Das kann oder könnte für einen blütenweissen US-Amerikaner schon an der eigenen Identität rütteln..