Regressforderungen an Manager

Die Berliner S-Bahn macht zur Zeit täglich einen Verlust von 250.000,- Euro, so teilte der zuständige Vorstand, Herr Homburg, gestern dem Berliner Abgeordnetenhaus mit.


Da - wie auch er sagt - dies durch Managementfehler verursacht ist, stellt sich die Frage, ob der Eigentümer der Deutschen Bahn, d.h. wir, nicht Regressforderungen an dieses Management richten sollten.


Der für die S-Bahn zuständige Bahnvorstand ist und war, als die fehlerhaften Managemententscheidungen getroffen wurden, Herr Homburg. An erster Stelle bietet er sich deshalb als Adressat solcher Forderungen an. Allerdings sieht er keine Schuld bei sich, obwohl er die Vorgaben, wie hoch die Gewinne zu sein haben, die an die Zentrale abzuführen sind, gemacht hat.


Wenn Homburg sich nicht in der Verantwortung sieht ("Befehlsnotstand"?), dann bleibt ja wieder mal nur Hartmut Mehrdorn, der durch seinen bekloppten Managementstil dieses Desaster zu verantworten hat (und wahrscheinlich auch Herrn Homburg als Vorstand).


Wer ein Unternehmen mittels Angst führt, so dass er seine Mitarbeiter bespitzeln lassen muss, der gehört aus dem Verkehr gezogen. Vor allem: Er sollte auch finanziell zur Rechenschaft gezogen werden. Auch wenn die paar Millionen, die er bekommen hat, im Allgemeinen nicht reichen, um den Schaden auszugleichen.


Als Professor für Führung und Organisation, der sich seit etlichen Jahren wissenschaftlich mit diesen Fragen beschäftigt, bin ich doch immer wieder erschüttert, welche Idioten an der Spitze deutscher Unternehmen stehen. Idiot ist dabei im altgriechischen Sinne zu verstehen. So nannte man Menschen, die außerhalb der jeweiligen Gemeinschaft, d.h. der Polis (Stadt/Staat) oder eines Oikos (Haushalt/wirtschaftliche Einheit) als mehr oder weniger auf sich gestellte Einzelgänger ohne Sinn für soziale Bezüge, ohne Notwendigkeit soziale Systeme zu verstehen, im Wald hausten. Sie brauchten nicht das, was man heute soziale Intelligenz nennt. Wobei ich denke, dass auch dieser Begriff noch zu kurz greift: Was Manager brauchen, ist eine organisationale Intelligenz. Sie umfasst ein Verständnis von Organisationen als sozialen Systemen - als Kommunikationssystemen, die sich nicht durch "Malen nach Zahlen" führen lassen.