Rating

Die Rolle der Rating-Agenturen bei der Auslösung der Finanzkrise ist bekannt, und jetzt wird deutlich, dass sie auch eine wichtige Rolle bei der Griechenland-(Portugal-, Spanien-)Krise spielen. Ihre Macht ist vollkommen unangemessen. Aber dass sie so mächtig geworden sind, ist aus konstruktivistischer Sicht verständlich.


Wer über die Definitionsmacht von "gut" und "schlecht" (= "Bonität") verfügt, hat die Macht, Entscheidungen zu steuern, da die sich ja immer an Bewertungen orientieren.


Dabei ist der Anspruch oder die Suggestion, hier würden objektive Beurteilungen abgegeben, vollkommener Quatsch. Wer sich ein wenig mit den Methoden der Wirtschaftsprüfung beschäftigt, weiss, wie windig deren Verfahrensweisen sind. Die Kriterien der Beurteilung sind kaum durchschaubar, folgen keiner konsistenten Theorie, unterliegen zum großen Teil der Willkür und dem Geschmack des Prüfers usw. So sind die Triple-A's oder BB+ zwar sicher mehr als Kaffeesatzleserer, aber doch weit weniger als sie beanspruchen (=Abbild der Realität).


Doch selbst wenn ihr Ergebnis ausgelost würde, hätten solche Ratings weiterhin eine ungeheure Macht. Denn sie verändern, was sie bewerten. Ein Land, das herabgestuft wird, verdient gerade dadurch diese Abwertung. Selbst wenn seine Kreditwürdigkeit bis dahin gut gewesen sein sollte, mit dieser negativen Beurteilung ist sie spätestens dahin. Selbsterfüllende Prophezeiungen, wie sie im Buche stehen.


Daher sind für Spekulanten Rating-Agenturen die wichtigsten Kooperationspartner - ob bewußt oder unbewußt, spielt keine Rolle.