Psychopathie und Kausalität

Nachdem ich vorgestern lustigerweise mein Blog mit „Eskalation im Gehirn“ bezeichnete, liegt vielleicht nichts näher, als mit Psychopathie fortzufahren. Ich hatte da kürzlich ein recht interessantes, wenn auch rhetorisch dezidiert amerikanisches Buch gelesen, das suggerierte, die Psychopathen seien mitten unter uns. Nun, vielleicht sind sie es auch, aber das ist gar nicht das, was mich dabei besonders fesselte: Immer wieder stolpere ich nämlich über die Frage der Kausalität. Und mittlerweile wundere ich mich, wie viele Phänomene einen relevanten Anteil an kausaler Konstruktion und „Dekonstruktion“ besitzen - für letzteres wäre allerdings gewiss Piagets Begriff der Dezentrierung der bessere Begriff, da nur sie tatsächlich Kausalität auf die gute alte Hegelsche Art „aufhebt“: nämlich bewahrt und zugleich in etwas umfassenderes integriert. Kausalität erfährt dann also eine systemische Öffnung in umfassendere Verknüpfungsweisen. Wenn man sich nun Phänomene wie Psychopathie anschaut, verwundert doch sehr, dass hier etwas „schiefgegangen“ ist, was in einer sehr grundsätzlichen Weise mit Kausalität verknüpft ist, oder präziser: Mit Geben und Nehmen, mit Integration und mit der Erkenntnis, dass wir keine ursächlichen Beweger der Welt sind (also keine Solipisten im philosophischen Sinne) sondern eben Teil. Umso mehr aber verwundert mich die teils sehr sonderbare Attitüde gegenüber von Kausalität, Kreiskausalität und Systemik in manchen eher systemtheoretisch angelegten Diskursen, wie sie offensichtlich nun auch verstärkt im systemischen Bereich Eingang finden. Konkret geht’s natürlich um Luhmann und dessen vornehmes Beiseiteschieben einer kausalen und kybernetischen Deutung von systemischen Zusammenhängen. Mich hat immer erstaunt, wie erfolgreich eine Theorie werden kann, die in ihrem Kern letztlich magisch, weil akausal, ist. Aber was hat das alles mit Psychopathie zu tun? Nun, die zentrale Rolle von Kausalität. Wir würden uns jedenfalls einen Bären aufbinden lassen, wenn wir in irgendeiner postmodernistischen Attitüte, gepaart mit einem falsch verstandenen Konstruktivismus eine tendenzielle Beliebigkeit der Konstruktion zugeben würden, die sie am Ende bloß noch an der Viabilität von Glasersfelds orientiert. „Gangbar“ sind die Wirklichkeitskonstruktionen eines Skinheads auch, zumindest glaubt der das. Wie gesagt, überall stolpere ich über Kausalität und was Kausalitätskonstruktion mit unserer Weise des Umgehens miteinander zu tun hat. Das mag jetzt nun alles etwas kryptisch klingen, aber irgendwie scheint mich das an diesem Freitagmorgen denn doch am meisten zu bewegen.