Psychiatrische/psychologische Gutachten/Diagnosen

Das Problem der Diagnostik und damit auch der Begutachtung psychischer Prozesse und Strukturen resultiert m.E. daraus, dass es darum geht, einen Phänomenbereich zu beurteilen, der nur einem Beobachter (dem Selbstbeobachter) und auch dem nur begrenzt (Erleben, Selbstbeobachtung des Bewußtseins beim Denken und Fühlen...) zugänglich ist.


Was beobachtbar und analysierbar ist, ist immer nur Teilnahme an Kommunikation. Daher ist zu erwarten, dass sich Menschen in unterschiedlichen Situationen/Kontexten auch vollkommen unterschiedlich zeigen. Und deshalb können auch unterschiedliche Gutachter zu höchst unterschiedlichen Bewertungen von Schuldfähigkeit etc. gelangen.


Da wir alle aber, um überhaupt an Kommunikation teilnehmen zu können, das Verhalten unserer Mitmenschen als Mitteilungen von irgendetwas Gemeintem (oder auch Gemeinem) verstehen müssen, kommen wir nicht umhin, ihnen Motive, Gedanken, Gefühle etc. - oder eben auch eine bestimmte Pathologie - zu unterstellen. Und wenn man das macht, dann kann man auch Gutachten schreiben.