Prozac

Gestern Abend gab es im ZDF eine Reportage über Psychopharmaka, speziell Prozac und Antidepressiva derselben Stoffgruppe.


Es war ein alarmierender Bericht, der den Zusammenhang zwischen der Häufung von Suiziden und der Einnahme von Prozac dokumentierte.


Es ist erst ein paar Jahre her, da wurde Prozac quasi als Modedroge gehandelt. Gegen alle Unbilden des Alltags wurde sie verordnet, die Umsätze stiegen ins Unendliche.


Kritiker einer solchen biologisch- und markt-orientierten Psychiatrie fanden sich wenig. Beim Auer-Verlag wurde vor Jahren ein Buch (in 2 Bänden) mit dem Titel "Giftige Psychiatrie" publiziert. Der Erfolg war mäßig. Es wurde mehr oder weniger tot geschwiegen. Der amerikanische Autor, Peter Breggin, zeigte darin in sehr aufwendiger und sorgfältiger Weise, dass die vermeintlich harten Daten der Forschung zur Wirkung von Medikamenten ziemlich windig sind und wissenschaftlichen Standards in vielen Fällen nicht gerecht werden. Außerdem belegte er, dass die Main-Stream-Psychiatrie vollkommen abhängig von der Pharmaindustrie ist.


Auch in Deutschland werden Lehrstühle schon seit langer Zeit in der Regel mit habilitierten Pharma-Vertretern besetzt. Wer seine Karriere den Forschungsgeldern der Industrie verdankt, hat es schwer, die wissenschaftliche Neutralität und Distanz zu bewahren.


Dass Firmen ihre mühsam und für sehr, sehr viel Geld entwickelten - und ja auch in vielen Fällen nützlichen - Präparate nicht gern kritisiert sehen, kann man natürlich verstehen. Dass sie um deren Verbreitung kämpfen, gehört auch zum Geschäft.


Was aber nötig ist, ist eine scharfe staatliche Kontrolle solcher Medikamente. In der Regel scheinen die ja die Zulassungsverfahren und -kontrollen ganz gut zu funktionieren. In dem Fernsehbericht wurden nun aber Zweifel geweckt, ob es da nicht doch vielfältige Möglichkeiten der Einflussnahme und Korruption gab und gibt.


Das finde ich beunruhigend, obwohl es mich nicht wundern würde, oder andersrum: Mich würde wundern, wenn das nicht so wäre.


Auf jeden Fall hat mich gefreut, dass es nach Jahren mal wieder ein psychopharmakritischer Bericht in das Abendprogramm des Deutschen Fernsehens geschafft hat. Vielleicht ändert sich hier ja in Zukunft auch mal wieder die Orientierung...