Proteste

Es ist Protestzeit in Palermo, ja, in ganz Italien.


Am Sonntag war ich im Teatro Massimo zu einem Konzert. Die Musiker, die sich ja sonst sehr bewusst in Sachen formal korrekter Kleidung zeigen, kamen in Jeans und Alltagskleidung. Zu Beginn des Konzerts hat einer von ihnen eine Deklaration verlesen, die erklärte, warum sie sich so merkwürdig gekleidet an diesem Abend zeigen. Leider habe ich deren Inhalt nicht wirklich verstanden. Die Menge der Arbeit kann eigentlich nicht der Grund sein, dann im Teatro Massimo finden an ca. 7 – 8 Tagen im Monat irgendwelche Veranstaltungen statt.


Der Dirigent, etwa 100 Jahre alt, und die ausländischen Sänger rugen, wie es den Erwartungen des Publikums entsprach, schwarzen Frack bzw. Abendkleid.Der Protest war auch keineswegs still, sondern die Musiker hielten es für nötig, so laut zu spielen, dass die Solisten keine Chance hatten, gegen sie anzusingen...


In der letzten Woche gab es mindestens noch drei andere Protestveranstaltungen in Palermo (das waren die, bei denen ich vorbei kam und deretwegen irgendwelche Straßen gesperrt waren).


Doch diese Veranstaltungen waren alle friedlich und niemand war merkwürdig gekleidet (etwa im Frack).


Ganz anders im Val di Susa. Hier spielt sich das Stuttgart 21 Italiens ab. Militante Proteste gegen den Bau der Hochgeschwindigkeitslinie Lyon – Mailand durch die Alpen. Wahrscheinlich, so behaupten zumindest die Protestierer, braucht niemand diesen Zug (TAV). Aber die Natur des Tals wird zerstört. Die Politiker sind offensichtlich, wenn man den Zeitungen glauben kann, allesamt auf Seiten des Projektes und gegen die Protestierer. Auffallend auch hier, dass dieses Projekt 1991 geplant wurde. Und ob Planungen von damals heute noch passend sind , ist ja wirklich ein Frage.


Wenn ich mein eigenes Leben betrachte, dann lautet die Antwort jedenfalls ganz klar: nein. Und dagegen protestiere ich schon seit Jahren.