Postdemokratische Gesellschaft

Irgendwo habe ich die These gehört/gelesen, dass wir uns auf eine postdemokratische Gesellschaft zubewegen (bzw. schon drin stecken).


Mir scheint, beim näheren Überlegen, diese These ziemlich plausibel - zumindest, was die Entwicklungsrichtung unserer westlichen politischen Systeme (speziell Europa) angeht.


Der Grund dafür sind (wieder einmal) die Finanzmärkte. Sie funktionieren heute in einem Tempo, dass die Politik mit ihren Entscheidungen nicht hinterher kommt. Wie können "Rettungspakete" noch durch die langwierigen Verfahren legitimer demokratischer Entscheidungsfindung gepeitscht werden, wenn zwischen Freitag (Schluß der Börse in New York) und Montag (Eröffnung der Börse in Tokio) die Milliarden bewilligt sein müssen usw.


Ganz generell ist ja festzustellen, dass hierarchische Strukturen immer dort funktionell sind, wo schnell entschieden werden muss. Bei der Feuerwehr wird nicht abgestimmt, ob Menschen aus dem brennenden Haus geholt werden...


Daher machen potentielle Diktatoren gerne Zeitdruck. Wenn keine Zeit für Diskussion und Kommunikation gegeben ist, erscheint hierarchische Entscheidungsfindung rational.


Wenn nun die wirtschaftlichen Veränderungen in einem Tempo erfolgen, dass die Politik immer schneller entscheiden muss, dann besteht die Gefahr, dass sich politische Systeme - auch bei uns - etablieren und akzeptiert werden, die ziemlich undemokratisch sind.


Herr Schäuble wird es dann schon richten...