Positives Konnotieren und Politiker

26.1.06


und man müßte auch sagen " und Fußballmanager" - ein einziger Nerv!


Haben Sie das Spiel Bayern München gegen Mainz gesehen? Schade, dass die Mainzer nicht gewonnen haben, die hatten es den Bayern bis zur 81. Minute heftig gezeigt - Ich bin da übrigens ganz linear und freue mich über jede Mannschaft die Bayern besiegt (sorry für die Bayern-Fans). Ich liebe eher solche Underdogs wie Mainz oder Unterhechingen (sorry, das Wort Underdog mag ich in dem Zusammenhang einfach).


Uli Hoeness, Manager von Bayern München, wurde interviewt, den miesen Verlauf hat er so was von positiv konnotiert, dass ich mal wieder dachte, oh je, die haben inzwischen auch gut drauf.


Macht es Ihnen noch Spaß, Sabine Christansen sonntags abends zu schauen? Mir nicht mehr, ich schaue seit ca. 2-3 Jahren nur noch selten in die Sendung hinein - obwohl dort manchmal mehr Politik gemacht wird als im Bundestag, dem eigentlichen Ort. Ich kann den Moderations(Un-)Stil von Christiansen nicht ab, aber was noch nerviger ist, dass nicht nur Worthülsen und Selbstdarstellungen laufen (ist wohl der Code, der gewünscht wird), nein, was da alles an positiven Konnotieren läuft, manchmal denke ich, unsere Methode wird da wunderbar ad absurdum geführt. Das sind genau die Sachen, was Wähler an Politikern nicht mögen, und wenn die wüßten, dass das eine unsere Methoden ist, frage ich mcihk wann wir etwas von der Unglaubwürdigkeit der Politiker abbekommen.


Was haben Bandler und Grindler nicht aus Virginia Satirs Vorgehen gemacht, und was können die NLPler dafür, dass auch Autoverkäufer recht "schmierig" diese Methoden anwenden.


Wenn ich so manchen von uns - übrigens interessanterweise vorwiegend männliche Systemiker - höre, wie Dinge positiv konnotiert werden, dann frage ich mich, wo derjenige, denn seine "negativen" Gefühle, seinen Ärger, seine Ungehaltenheiten läßt, wo er "echt" ist .


Wenn ich so 14 Jahre Verbandsarbeit und andere Interessensgruppierungen an mir vorbeizeiehen lasse, dann frage ich mich, was unterscheidet eigentlich positives Konnotieren von Taktieren, wann ist es auch einfach Angst seine Meinung zu sagen, Positionen zu beziehen und wo ist es eine gute Taktik, sich nicht zeigen zu müssen. Denn wir Systemiker sind stets edel, geduldig, empathisch (noch mehr als andere Therapieschulen?) und wollen doch keine Konflikte z.B. untereinander haben/ gehabt haben. Wir können uns stets aus dem System, in dem wir uns befinden, mit einem Kran hinausheben und diesen wunderbaren Außenblick einnehmen -oder?


Wenn ich Vorträge halte und es paßt bei einigen Themen gut hinein, hole ich mir meist die Skeptikerm im Saal auf meine Seite, in dem ich Kritisches über das Dauer-Positiv-Konnotieren von Systemikern sagen:


"Vielleicht haben Sie auch KollegInnen in Ihrem Team, die Systemiker sind; es ist je nach dem ziemlich nervend mit denen. Zumindest geht es mir so, wenn ich zu lange unter Systemikern bin und nur ständig positives Umdeuten zu hören bekomme. Wenn der andere den Part hat, dass er/ sie nur positives sieht, dann bleibt mir nur noch die Rolle, dass ich auch auf das Kritische, Negative uäm. hinweisen " muss". Ich habe beschlossen, dass ich, den "Skeptikern" den Vortritt zu lassen, damit die ihre Ressourcenorientierung (denn wer hat die nicht heutzutage?) pflegen können."


So wie ich das herüber bringe, lachen dann alle (hilft angespannte Stimmung aufzulösen), ich weiß nicht, ob man das lesend mitbekommt.


Dieser Positives-Konnotieren-Dauer-Wasserfall von vielen Syytemikern macht uns unbeliebt bei Kollegen, die das auch "mal gerne sein wollen", aber nie Gelegenheit bekommen und außerdem halten wir durch diese Dauerberieselung von Positiven die anderen in dieser Kritikaster- Rolle fest.


Es entsteht eine Dynamik im großen Chor der Ressourcenorientiertheiten, die ich mit Schalk im Nacken, waschechten Ernst und sprühendem Witz nutzen kann. In meiner fast 9jährigen Co-Therapie-Arbeit haben meine Kollegin und ich genau mit dieser Dynamik gespielt. Sah ich was positives, konnte meine Kollegin gut das kritische sehen und umgekehrt, am interessantesten wurde es, wenn der eine den anderen überzeugte (meist vom Positiven), dann wurde der andere der Bedenkenträger. Für Klienten oft ein Vergnügen unseren "Wettkampf" zu sehen. Auch heute alleine mit Klienten arbeitend, genieße ich es, diese Verwirrung bei mir zuzulassen und mit den Klienten die Logiken dieser Verrücktheiten anzuschauen - oft platzt dadurch ein Knoten, kommen wunderbare Aha-Erlebnisse zustande.


Aber zurück zu den Politikern - vielleicht schauen Sie doch mal wieder Sabine Christiansen und zählen mal in 15 Minuten durch, wie oft Sie postives Konnotieren hören (mal schauen, ob ich am Sonntag schaue, dann maile ich kurz vor Ende meiner Blogger-Zeit durch, wie viel Striche ich auf meiner Liste habe).


- ich für mich halte viel von Wohlwollen, aber auch Tacheles reden, herausfordern, von **wohlwollender Herausforderung** wie ich es bei Minuchin und bei den Mailändern gelernt habe.


Wann reden Politiker Tacheles, damit sie ernst genommen werden - ich wette, wenn ihre Medienberater ihnen sagen, dass das bei den Wählern - oder Publikum - gut ankommt.


Ich weiß, dass es in meiner Arbeit mit den Klienten gut ankommt!


Fürs erste heute,

Ihre

Marie-Luise Conen