Politiker = Top-Manager?

Roland Koch wird Vorstandsvorsitzender von Bilfinger und Berger, einem Baukonzern. Hätte ich Aktien dieser Firma, würde ich sie jetzt sofort verkaufen. Denn die Annahme, dass erfolgreiche Politiker auch erfolgreich Unternehmen führen können, ist genauso irrig, wie umgekehrt die Idee, erfolgreiche Unternehmer oder Top-Manager würden gute Politiker abgeben.


Das zu denken, zeugt von einem ziemlich schlichten Gemüt bzw. einer gewissen Ignoranz bezüglich der Unterschiede beider Rollen und Funktionen. Hessen ist und war kein Unternehmen, das sich nachhaltig auf einem Markt mit seinen Produkten behaupten muss. Und Bilfinger ist kein Staat, der dafür sorgen muss, dass seine Bürger angemessene Lebens- und Arbeitsbedingungen haben. Die Mitarbeiter eines Unternehmens werden von ihm entlohnt, weil sie Aufgaben und Arbeiten übernehmen, die dem Unternehmenszweck dienen. Die Bürger hingegen bezahlen Steuern, damit der Staat seine Aufgaben erfüllen kann - vom Straßenbau bis zur Fürsorge für diejenigen, die sich nicht autonom am Leben halten können.


Da nicht nur die Aufgaben eines Staats und eines Unternehmens verschieden sind, sondern auch die Steuerungs- und Machtmittel sowie die internen Beziehungen - im Staat wählen die Bürger ihre Führung, im Unternehmen wählt die Führung ihre Mitarbeiter (zumindest könnte sie das im Prinzip) -, sind Unternehmensleitung und Firmenleitung trotz der ähnlich klingenden Begriffe, vollkomen unterschiedliche Jobs bzw. Funktionen.


Eigentlich kann ich mir nicht vorstellen, dass die Aufsichtsräte von Bilfinger und Berger (oder der UBS, die Roland in den Aufsichtsrat berufen haben) das nicht wissen. Wenn sie ihm dennoch solch einen Job geben, dann ist das, als ob sie einen Flugschüler an den Steuerknüppel eines Jumbos lassen würden. Das werden sie nur tun, wenn sie zuverlässige Ko-Piloten an Bord wissen. Ja, wahrscheinlich werden sie solch einen Menschen nur dann zum Kapitän machen, wenn sicher sein können, dass er nicht das Steuer übernimmt, sondern sich auf die Ansagen an die Passagiere beschränkt oder bei Werbeveranstaltungen der Fluggesellschaft auftritt.


Aber dann fragt sich der außen stehende Beobachter natürlich: Warum bekommt Herr Koch solch einen überaus gut bezahlten Job? Was ist die Leistung, die er erbringen kann?


Die in der Presse geäußerte Vermutung, dass er als früherer Auftraggeber diese Leistung(en) schon erbraucht hat und jetzt nachträglich dafür honoriert wird, dass er Bilfinger irgendwelche Projekte verschafft hat, scheint nicht ganz von der Hand zu weisen. Wie bei anderen Seitenwechseln auch (Schröder/Gazprom etc.) riecht das nach Korruption - es hat ein Gschmäckle... Aber Geschmack (d.h. ein Sinn für Gschmäckle) gehört vielleich nicht zu den Kernkompetenzen von Politikern und Top-Managern (das wäre dann doch noch einen Gemeinsamkeit).