Pofalla (und all die anderen)

Dass jetzt solch ein Medien- und Netzecho auf die Ankündigung des Wechsels von Ronald Pofalla auf einen Vorstandsposten der Deutschen Bahn folgt, ist m.E. ein gutes Zeichen. Es könnte - so meine optimistische Einschätzung - ein Indiz dafür sein, dass die Sensibilität gegenüber solchen dubiosen Personalentscheidungen größer wird - wie überhaupt die Abneigung gegen Korruption und Ereignisse, die in die Grauzone von Vetternwirtschaft, Postenschacherei, Mafia und Lobbyismus gehören (all dies weist ja eine gewisse Familienähnlichkeit auf).


Dass es gut wäre, wenn Berufspolitiker auch das "wahre Leben" kennen, steht außer Zweifel. Aber dass sie ihre Lehrjahre im Vorstand eines Staatsbetriebs mit einem Millionenhonorar absolvieren müssen, ist schon ziemlich fragwürdig.


Mein Problem dabei ist, dass ich Staatsbetriebe eigentlich für ein Modell halte, dass in Analogie zu Familienunternehmen durchaus seinen Charme hat. Allerdings muss dabei gewährleistet sein, dass sie sich auf einem offenen Markt mit anderen Unternehmen messen müssen und ihre Führungskräfte nach Kompetenz - und nicht nach poltischen "Verdiensten" - auswählen. Wenn Vorstände zu Deponien abgehalfterter Politiker werden, dann hat solch ein Ansatz keine Chance.


So wie in Familienunternehmen nicht nur die kurzfristige finanzielle Rendite die Entscheidungen leitet (wenn sie gut funktionieren), sondern die langfristige Perspektive als Nutzbringer für die Familie, können Staatsbetriebe eben auch eine weitere Rendite anbieten, die über das Finanzielle hinausgeht: Nutzen für die Eigentümer, d.h. die Bürger des Staates. Das geht aber nur, wenn sie nicht von Politikern und Parteien als Selbstbedienungsladen missbraucht werden. Gerade die Deutsche Bahn könnte hier ein Beispiel geben. Tut sie aber seit Jahren nicht...


Daher ist der Fall Pofalla jetzt wirklich bemerkenswert. Nicht die Tatsache, dass hier wieder ein Politiker als Lobbyist gebraucht wird (oder ein Staatsbetrieb als Deponie), sondern dass die Öffentlichkeit sich darüber empört...