Pofalla-Intrige

Am Beispiel Pofalla kann man m.E. gut studieren, wie politische Entscheidungen getroffen oder auch verhindert werden. Denn dass Herr Pofalla aus dem Kanzleramt ausscheidet, um sich besser um seine Familie kümmern zu können, ist ja offensichtlich nur eine Story gewesen, die der Öffentlichkeit präsentiert wurde, um die Illusion einer Karenzzeit zwischen dem Seitenwechsel zu erzeugen. Die Kanzlerin wußte schon vor dem Rücktritt Pofallas von den Absprachen über seinen neuen Job, der Aufsichtsratschef der Bahn auch (beides: wenn man den publizierten Informationen glauben kann).


Doch Politik orientiert sich am Freund-Feind-Schema (sie ist ja die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln, wie mal jemand behauptet hat). Um evtl. Feinde ruhig zu stellen, wurde die rührselige Er-will-sich um-die-Familie-kümmern-Geschichte in die Welt gesetzt. Doch die Gegner Pofallas sind ja auch nicht blöd, und haben - um ihn bei der Bahn zu verhindern - unmittelbar nach seinem Verzicht auf politische Würden die Wechsel-Story öffentlich gemacht. Und zerplatzt ist die Karenz-Illusion, nach der in etwa einem halben Jahr der familiären Muße und Besinnung Pofalla dann das überraschende Angebot der Bahn angenommen hätte.


Jetzt ist die Karenz flöten, die öffentliche Meinung ist klar gegen den Wechsel, und Pofalla wird - man geht den Weg des geringsten Widerstands - wohl nicht in den Bahn-Vorstand eintreten (oder besser: eingetreten).


Es werden Wetten angenommen...