Persepolis

Wieder mal Kino: Die letzten beiden Zeichentrickfilme, die ich bisher auf der Leinwand gesehen hatte (ich glaube, die einzigen), waren "Das Dschungelbuch" (mit meinen Kindern) und "Bambi" (als Kind). Nun also ein Zeichentrickfilm für Erwachsene: Persepolis.


Und, obwohl ich kein Fan dieses Typus Film bin (nicht einmal die Simpsons können mich da verführen), muss ich sagen, dass hier das Medium zur Story passte. Wie sonst könnte man eine Autobiographie (das war es, denke ich) in einem Anderthalbstunden-Format verfilmen. Hier ist es gelungen.


Es geht um die Geschichte eine frechen Mädchens aus dem Iran. Die Story beginnt 1978, als das Schah-Regime in den letzten Zügen lag, und verfolgt dann das Schicksal der Familie, der weisen Großmutter, des kommunistischen Onkels, der ewig weinenden Mutter, des Vaters, des heimlich Alkohol trinkenden Untergrunds, des Schwarzmarkts, auf dem es Iron Maiden-Kasseten zu kaufen gibt usw.


Man erhält ein ganz guten Eindruck, wie das Lebensgefühl für Nicht-Islamisten im Iran als Fremde im eigenen Land ist. Aber auch, wie das Lebensgefühl einer Iranischen Jugendlichen als Fremde im fremden Land (Wien) ist, wo die Heldin lange Zeit in die Schule ging. Alles in allem ein Blick in ein Land, über dessen Leben heute wir wenig wissen (außer, dass sie im Moment einen Präsidenten haben, der nicht ganz bei Trost ist). Da ich zur Schahzeit mal im Iran war (1975) verfolge ich die Geschehnisse dort zwar aufmerksam, fühle mich aber doch seltsam uninformiert.


Nachdem ich "Persepolis" gesehen habe, scheint mir die Atomkriegs-Gefahr, die vom Iran ausgeht, nicht so bedrohlich. Und die heute zu lesenden Berichte der US-Geheimdienste ("kein aktuell ernst zu nehmendes Atombombenprogramm") geben auch guten Grund entspannt abzuwarten, was dort passieren wird. Denn, dass früher oder später die Bevölkerung (eines der ältesten Kulturvölker der Welt) sich von der Unterdrückung der Ayathollas befreien wird, scheint mir nach diesem Film vollkommen selbstverständlich.