P. G. Huebsch

Es war, glaube ich, 1969 - da haben ein Freund und ich als Studenten in Göttingen ein Treffen kleiner, alternativer Verlage/Verleger organisiert. Wir hatten keinen eigenen Verlag, dafür hatten wir Sympathie mit diesen Außenseiter-Existenzen (der Verleger wie der Verlage).


Es war das berühmte "litkrit"-Treffen.


Bei dieser Zusammenkunft wurden viele Beschlüsse gefasst, um sich besser zu organisieren usw., aber - es waren ja nicht ohne Grund alternative Existenzen - dazu kam es nie.


Einer der Teilnehmer kam gerade aus Marokko. Er war eine Art Poet, der wie die anderen Teilnehmer viel über Haschisch und Rock wußte - Beatnik war ein Begriff, der damals schon aus der Mode war, aber gepasst hätte.


Ich kannte ihn nicht vorher - und auch nachher haben sich unsere Weg nie mehr geschnitten. Dennoch habe ich ihn in Erinnerung, weil er irgendwie anders als die anderen war und sich offenbar in der Szene einer großen Wertschätzung erfreute: P.G. Huebsch war sein Name.


Dieser Name ist mir erst später wieder begegnet, weil P.G. zum Islam übergetreten war und als Imam zuständig dafür war, einen Moscheebau in Berlin zu verteidigen, der sehr umstritten war.


Von Rock-Poeten zum Imam.


Ich schreibe über ihn zum einen, weil er - wie ich der Zeitung entnehme - gerade im Alter von 64 Jahren gestorben ist. Zum anderen aber, weil ich denke, dass er ein Beispiel für die (scheinbaren) Merkwürdigkeiten von Lebensläufen liefert. Denn auf den ersten Blick gibt es ja keine Logik, keinen roten Faden in solch einer ungewöhnlichen Entwicklung. Doch dass er bei einem Treffen der Alternativ-Presse war, wo sich lauter Außenseiter zusammen fanden, dürfte dazu passen, dass er zum Islam konvertierte, und da wiederum zu einer Richtung, die einen Außenseiterstatus hat.


Aber das sind natürlich alles Spekulationen und freie Assoziationen angesichts einer überraschenden Todesmeldung...