Organisierte Kriminelle vs. kriminelle Organisation

Mir scheint, unser Justizminister ist sich nicht ganz klar, worüber er spricht (oder er will es unklar lassen), wenn er von einer neuen Form der organisierten Kriminalität spricht.


Denn es macht einen gravierenden Unterschied, ob sich 1000 Taschendiebe und Sexualstraftäter (Individuen), womöglich auch Banden von derlei Tätern zusammentelefonieren oder per Facebook verabreden, um eine Silverternacht miteinander zu verbringen, oder ob wir es mit einer kriminellen Organisation (!) zu tun haben, in der es Hierarchien, Stukturen, Programme etc. (siehe Organisationstheorie oder den Film "Der Pate") gibt, die für die Organisation kooperativer Leistungen Routinen zur Verfügung stellen (Beispiel: Mafia). Bislang ist der Sprachgebrauch so, dass dies gemeint ist, wenn von organisierter Kriminalität die Rede ist.


Das aber scheint mir in Bezug auf Köln sehr unwahrscheintlich.


Dennoch ist natürlich auch die Verabredung von Individuen oder Kleingruppen ein aktuell organisierter Prozess, wenn auch eben ein Selbstorganisationsprozess. Nicht zentral oder wie auch sonst immer bewußt gesteuert. Solche Prozesse - das ist ein anderer gravierender Unterschied - ereignen sich, wenn die Umstände günstig sind, sie sind aber nicht so ohne weiteres wiederholbar. Die Wiederholbarkeit wäre nur durch die Bildung einer Organisation möglich bzw. wahrscheinlich. Aber das scheint mir nicht zu befürchten. Die Polizei denkt übrigens auch nicht, dass hier eine kriminelle Organisation am Werke war.