Obama- McCain Duell im Fernsehen

Heute nacht, pünktlich um 3 Uhr aufgewacht (ohne Wecker), Fernsehapparat eingeschaltet, die Debatte der beiden US-Präsidentschaftskandidaten angesehen.


Gewinner gab es keinen, nach meiner Einschätzung, d.h. auch keinen Verlierer, alles bleibt wie es war im Kräfteverhältnis der beiden.


Bei Obama hätte ich mir mehr Aggressivität und Humor gewünscht, es gab für beides Gelegenheiten. Was ich bei McCain schwer ertragen habe, war die One-up-Manship, wenn er immer wieder sagte: " Was Senator Obama nicht versteht..." Das ist ein Beziehungsangebot, das ich auch sonst zum Kotzen finde (und vor dem ich mich persönlich hüte, wo es nur immer geht - ob auf der Seite dessen, der behauptet oben zu stehen, oder dessen, der als Nicht-Versteher herabgestuft wird). Das finde ich generell ein unter zivilisierten Menschen nicht akzeptables Verhalten - aus konstruktivistischer Sicht ist es auch nicht zu empfehlen. Aber McCain habe ich auch vorher schon für einen problematischen Menschen ohne Rückgrat und mit Neigungen, seine eigene Unsicherheit durch Schläge unter die Gürtellinie zu kompensieren, gehalten, der - wie es Jon Stewart in seiner Daily Show neulich formulierte - dazu tendiert, "impulsiv und spontan auf Dinge zu reagieren, die schon 10 Tage vorbei sind". Out of touch, wie man zu sagen pflegt.


In der New York Times fand ich folgende hübschen Beschreibung für die formale Höflichkeit der Kandidaten im Umgang miteinander:


"Neither of the candidates took full advantage of the debate rules that allowed them to confront each other directly, and that reticence suggested the stiff politesse of two relatives determined not to ruin Thanksgiving dinner."


Wenn man Sorge hat, dem anderen in die Fresse zu hauen oder anderweitig zu entgleisen, dann hält man sich erfahrungsgemäß dabei zurück, seine Aggressionen auch nur zu zeigen.