Novitzki & Co.

Amerikanische Basketballmeisterschaften sind für Deutsche oder andere Europäer in der Regel nur dann interessant, wenn irgendein Landsmann groß rauskommt (was bei den sowieso schon großen Spielern nicht so einfach ist).


Jetzt hat "unser" Dirk Novitzki mit "seinen" Dallas Mavericks gegen Miami Heat gewonnen.


Nun erlebe ich persönlich keinerlei Stolz, wenn irgendwelche Sportler irgendwo gewinnen, auch nicht, wenn (oder gar weil) sie Deutsche sind. Trotzdem scheint mir dieser Sieg bedeutsam. Denn hier hat eine Mannschaft gewonnen, die europäisch gespielt hat. Und dass ist aus systemischer Sicht bemerkenswert. Denn es war nicht Novitzki, der Superstar, der die Mannschaft durch die von ihm geworfenen Körbe zum Sieg geführt hat. Ganz im Gegenteil: Er hatte Fieber, war nicht richtig in Form, und die Mannschaft hat das verkraftet. Es war ein eingespieltes Team, das koordinierte Spielzüge realisieren konnte, unabhängig davon, wer gerade daran beteiligt war. Die Mannschaft war wichtiger als irgendein Einzelspieler.


Das war absolut unamerikanisch. Denn dort wird sogar in Mannschaftssportarten alles auf einzelne "Leistungsträger" abgestimmt. Die anderen Mannschaftsmitglieder haben eigentlich nur die Aufgabe, die Stars ins Spiel zu bringen, vor Belästigungen durch den Gegner zu schützen, sie in Szene zu setzen usw. Nicht die Mannschaft gewinnt, sondern ein oder zwei - extrem gut bezahlte - Stars sind es.


Zwei unterschiedliche Philosophien, die sich nicht nur beim Sport zeigen. Amerika hat - wenn man das Ganze systemtheoretisch betrachtet - eigentlich keine sehr viel versprechende Zukunft, wenn es so auf Individuen setzt statt auf Mannschaften. Denn der Komplexität unserer sich rasant wandelnden Welt sind Einzelne nicht gewachsen. Das schafft man nur im Kontext eines sozialen Systems, das in der Lage ist, größere Komplexität zu bearbeiten und zu bewältigen.


Amerika, Du hast es nicht besser...