Noten für Lehrer

Wissen macht lernbehindert, so lautet eine alte systemische Weisheit. Und Lehrer gehören zu einem großen Teil leider zu der Gruppe von Menschen, die sich auf ihre Wissen viel zugute hält. Deshalb sind sie es auch, die Noten vergeben (und nicht umgekehrt).


In Berlin und Brandenburg gibt es nun eine Verordnung, nach der Lehrer sich bzw. ihre Leistungen als Lehrer von den Schülern bewerten lassen müssen. "Müssen" ist allerdings der falsche Begriff, da nix passiert, wenn sie dies nicht tun...


Von den 30.000 Lehrern, um die es dabei geht, haben sich im Jahre 2012 gerade mal 2.700 bewerten lassen (d.h. sich ein Feedback abgeholt, dass sie der Gefahr ausgesetzt hat, etwas lernen zu können).


In den Artikeln der Berliner Zeitungen steht heute zu dem Thema auch noch, dass Lehrer sich - trotz formaler Verpflichtung - nur selten in irgendwelche Fortbildungen begeben. Das ist (s.o.) wahrscheinlich wieder durch die Selbstbeschreibung von Lehrern als Wissenden erklärbar. Auf jeden Fall begeben sich die meisten offenbar nicht gern in die Position des Lernenden. Schließlich sind sie ja (wahrscheinlich, vielleicht... wer weiss?) deshalb Lehrer geworden, um auf der anderen Seite der Asymmetrie zu sitzen (und andere sitzenbleiben zu lassen).


Dabei könnten Lehrer, die ja eine ziemlich hohe Burnout-Rate haben, durchaus von Fortbildungen profitieren, z.B. von systemischen Modellen, die ihnen das Leben leichter machen (s. die neue Reihe im Carl-Auer-Verlag: "Spickzettel für Lehrer").


Obwohl ich systemisches Denken für Lehrer eigentlich unverzichtbar finde, bin ich skeptisch, dass viele Lehrer sich auf dieses Neuland begeben werden - auch wenn ihr Leben dadurch einfacher würde (und ihre Bewertung durch die Schüler wahrscheinlich ja auch, so dass sie nicht mehr vor dem Feedback kneifen müssten).


Unter den unbelehrbaren Menschen auf dieser Welt finden sich leider zu viele Lehrer...