Nicht ausbildungsfähig

"Das Ergebnis einer Rechenaufgabe ist 480. Wie lautete die ursprüngliche Aufgabe, wenn ich zunächst das Ergebnis durch 10 teile?" Der junge Mann, der da irgendwann letzte Woche neben seiner Freundin, einer Studentin, auf dem Stuhl bei Jörg Pilawa (Quiz – ARD) saß und der im gewöhnlichen Leben durchaus einen anerkannten Ausbildungsberuf ausübt, hatte keine Ahnung. Er beherrscht also ganz offensichtlich nicht das kleine Einmaleins, das doch jeder Viertklässler am Ende der Grundschule sicher können sollte. Wie ist das dann erst mit dem runden Viertel derer, die von führenden Wirtschaftsfachleuten als „nicht ausbildungsfähig“ bezeichnet werden? Otto Kentzler, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks dieser Tage: „Viele Schüler haben Defizite in Lesen, Schreiben und Rechnen.“

60000 junge Leute, welche die Schule ohne jeden Abschluss verlassen (mussten) am Ende des vergangenen Schuljahres sind eine nationale Katastrophe. Vor drei Jahren waren es noch 80000, aber da war der Jahrgang auch noch stärker. Da wurde nichts besser. Was läuft schief im System Schule, wenn angesichts der unverkennbaren Anstrengungen vieler Helden des Schulalltages, wie ich die Lehrerinnen und Lehrer einmal nennen möchte, ein derart hundsmiserables Ergebnis herauskommt?


Ich will gerne die gelegentliche Abwesenheit von Herrn Simon nutzen und den einen oder anderen Aspekt dieses Problems beleuchten. So sei denn heute ein kleiner Hoffnungsschimmer in Erinnerung gerufen: Die Bundesbildungsministerin will 3200 Bildungslotsen in die Hauptschulen schicken, überwiegend ehrenamtliche Rentner und Pensionäre, bewährte Großmütter und –väter des Berufslebens also, damit sie ab Klasse 7 gefährdeten Hauptschülern begleitend zur Seite stehen. 60000 Jugendliche sollen so erreicht werden. Jeder Bildungslotse soll also rund 19 Bedürftige betreuen und berufsreif machen helfen. Das sagt schon alles über den Ernst, mit dem hierzulande solche Projekte betrieben werden. Diese Maßnahme soll wohl vor allem eines: belegen, dass etwas geschieht. Das Tropfenaufdenheißensteinprinzip ist systemimmanent mit der Folge: Alles zu wenig, alles zu billig, alles nicht ernst genug alles nicht mit wirklichem politischem Willen zur Besserung und wirksamer Strategie betrieben. Oh du heilige Annette der Schulhöfe!!


Als am 2. Mai bei Anne Will das Thema diskutiert worden war, gab es anschließend im Chat mit Uwe Hück, dem Betriebsratsvorsitzenden der Porsche AG, folgenden Beitrag:

"Joe: Hallo, Herr Hück, kennen Sie den Zustand der Schultoilette im Ferdinand-Porsche Gymnasium Zuffenhausen?

Hück: Nein, kenne ich nicht, sollte sie aber schlecht sein, werde ich umgehend alles dafür tun, dass sie bald intergalaktisch ist."


Für Interessenten am Thema: http://daserste.ndr.de/annewill/archiv/erste10506.html