Neuroökonomie

Einer der neuen Trends in den Wirtschaftswissenschaften (die sich ja bedauerlicherweise meist durch eine gewisse intellektuelle Schlichtheit auszeichnen) ist die sogenannte Neuroökonomie. Dahinter versteckt sich der Versuch, wirtschaftliche Prozesse durch Individualentscheidungen zu erklären, die wiederum durch das, was sich in den Hirnen der Individuen abspielt, erklärbar - und beobachtbar - sein sollen.


Es ist, um es kurz zu sagen, die Fortsetzung des Modells des homo oeconomicus, nach dem sich die Regeln der Wirtschaft generell als Resultat der rationalen, auf den individuellen Vorteil bedachten Entscheidungen von Individuen erklären lasse. Es ist natürlich erschütternd zu sehen, dass sich hier eine Sozialwissenschaft auf amateurpsychologische Grundlagen stützt (die obendrein weder theoretisch plausibel, noch empirisch auch nur tendenziell bestätigt sind). Von systemischem Denken keine (oder kaum eine) Spur.


Dass nun auch noch Amateur-Hirnforschung betreiben wird und unschuldige Konsumenten in Scanner gesteckt und mit der Frage, ob sie lieber Pepsi oder Coca mögen konfrontiert werden, während Ökonomen schauen, wie sich das Abbild ihres Hirns farbig färbt, ist ein gutes Beispiel für ein Mehr-desselben-Schemas der Problemlösung: Die Wirtschaftswissenschaften verwenden ein untaugliches Modell, und um diesem Manko abzuhelfen, macht man mehr von dem, was zuvor schon ausschlaggebend für die Untauglichkeit war... - immer auf der Suche nach wissenschaftlicher Anerkennung durch Trittbrettfahren bei (nicht immer zu recht) allgemein anerkannten "harten" Disziplinen.