Neue Organisationsformen für demokratische Willensbildung

An dieser Stelle habe ich ja schon mehrfach thematisiert, dass ich Plebiszite für keine sonderlich intelligente Form demokratischer Entscheidungsfindung halte. Der Grund: Sie funktionieren wie das Verkaufen von irgendwelchen Schrottprodukten, indem polarisierende Emotionen geweckt werden, die aktuell zu Kauf- (=Wahl-) Entscheidungen führen, denen keine angemessenen Reflexionsprozesse (unter Einbeziehung möglichst vieler fachlicher und sozialer Aspekte) vorausgehen.


Das heißt aber nicht, dass ich unsere politischen Prozesse und Strukturen für optimal halte. Wichtig wäre, Formen zu finden, die einen Diskurs ermöglichen, in den möglichst viele Leute und ihre Perspektiven einbezogen sind und nicht nur in irgendwelchen Internet-Blasen gegenseitige Freund-Feind-Unterscheidungen praktiziert und zelebriert werden.


Im Guardian von heute ist ein bemerkenswertes Modell skizziert, von dem ich denke, dass es - auch langfristig - funktionieren könnte. Wichtig ist aus meiner Sicht dabei, dass hier ein Meinungsbildungsprozess organisiert wird, der spontan qua Selbstorganisation nicht zustande kommen würde. Im Gegensatz zu der auf die Herstellung pseudokonsensueller Massen gerichteten Propaganda- und Marketingaktionen der heutigen öffentlichen Diskussion, kann hier in Form eines systematisierten Mehr-Hirn-Denkens und einer allseitigen Interessenartikulation eher das Einbeziehen möglichst vieler Menschen bzw. ihrer Perspektiven und Bedürfnisse gelingen.


Quelle: An Ancient Greek idea could foil Brexit’s democratic tragedy | Nicholas Gruen | Opinion | The Guardian