Nachdenken über die Diskussion des "Manifest gegen die Arbeit"

mich hat es durch Abwesenheit und spinnenden Laptop vollkommen aus Ort und Thema herausgeschmissen. Vermutlich ist es anderen ähnlich ergangen. Es wundert mich nämlich, dass sich hier dann keine, zumindest doch etwas länger andauernde, Diskussion mehr entsponnen hat.


Ich möchte beim 3., 4., 5. März anschließen und meine Arbeit am MGDA ordentlich, wie ich nun mal bin, beenden, und mir Stück für Stück ein Resümee bilden, so wie Zeit und Umstände es gerade erlauben.


Zuallererst fiel mir gleich wieder auf, dass sich, wie oft, bei einem einzelnen Beitrag bis zu 25 Kommentare aufhäufen können. Zu anderen nicht einmal zwei. Sehr gefallen hat mir, dass Herr Todesco und Herr Simon Biss und Interesse genug hatten, um an der Erklärung und Abklärung von Worten, die sie verwenden, dran zu bleiben. Wie sie Geld und Arbeit definieren und diese sich wünschen, wurde auch genügend gründlich andiskutiert, um entweder darüber weiterzureden oder zumindest anhand dieser Diskussion, die eigene Sicht, utopische Wünsche, Gebrauch der Sprache, zu überdenken.


Also ich will hier keine Zensuren verteilen, aber dennoch bemerken, was hier weiterhilft. Herr Todesco hat in „cooler“, gescheiter, unprätentiöser, unironischer und damit irgendwie herzenskluger Weise sein Thema „markierte Utopie“ durchgezogen, auf seiner Klärung bestanden und damit sein Anliegen erst halbwegs verständlich gemacht. Herr Simon konnte nicht anders, als ihm die Ehre zu erweisen, bzw. darauf einzugehen und seinerseits wundersam zur Erhellung beizutragen (kommt auch nicht oft vor (ersteres)), indem es ihm nicht gelungen ist, Herrn Todesco in der Utopie-Syndrom-Ecke festzuzurren und abzustellen. Sogar Herr Liebscht hat durch seine Anmerkung, hinsichtlich der vermutlichen Scham der Teilnehmer freimütige Wünsche hier hereinzustellen, bemüht um erstaunliche Sachlichkeit und Kürze, konstruktiv zur Erhellung von Scham, als einer entscheidenden Grenze der Sozialität, beigetragen. So liegt eigentlich eine runde Sache vor, von der weiter ausgegangen werden könnte. Allein schon die Frage, wie ein „anderes“ Krankenhaus aussehen könnte ist, für Personal und Patienten, interessant genug. (Ich würde sagen wie ein 5 Sterne Hotel, mit drei persönlichen Krankenschwestern und drei persönlich zuständigen Ärzten, wobei die gut ausgebildeten Schwestern, aus Gründen der sozialen Leistung, mehr Geld bekommen als die gut ausgebildeten Ärzte))


An einer so produktiv und ausführlich geführten Diskussion, wie dieser, lässt sich jedenfalls einiges nachvollziehen und lernen: Genauigkeit, Gründlichkeit und Achtung vor dem Anderen und dass eben nicht alles systemtheoretisch Beobachtete nur mit der Distanz der Ironie, sondern auch mit cooler Empathie (nicht unbedingt ein Widerspruch in sich) angesehen, entschieden und (individuell) angegangen werden kann. Dazu später noch mehr.


Ich habe diesen Disput gern nachgelesen und finde, dass er eine viel tiefer gehende, am Punkt bleibende, ausdauernde Kommunikation gebracht hat, als hier möglich schien.