Museumswärter

Heute habe ich ein Museum besucht. Das tue ich manchmal. Ich mache das eigentlich am liebsten, wenn ich gar nicht weiss, was mich da erwartet...


Aber über die Psychologie des Museumsbesuchs will ich hier gar nicht philosophieren. Denn zu den Exponaten, die mich heute am meisten beeindruckt haben, gehörten (zum wiederholten Mal) die Museumswärter. Sie stehen da rum, tun nichts, interessieren sich offenbar weder für die Exponate noch die Besucher und wirken extrem gelangweilt, geistesabwesend, in tiefer Trance...


Ich weiss, sie und ihre Arbeit, die ja in erster Linie aus körperlicher Anwesenheit zu bestehen scheint, sind wichtig, um die Ordnung des Museums aufrecht zu erhalten. Das schlimme an diesem Beruf ist, dass man erfolgreich ist, wenn nichts passiert. Keine Unterschiede sind das Ziel. Im Gegensatz zu anderen Ordnungshütern ist dazu aber nur eine beschränkte Aktivität nötig. Polizisten gehen oder fahren Streife und zeigen sich,um Leute abzuschrecken. Gärtner mähen in regelmäßigen Abständen den Rasen und zupfen Unkraut, um nichts ins Kraut schießen zu lassen bzw. die erstrebte Ordnung durch Beseitigung spontan erwachsener Unterschiede zu erhalten. Aber Museumswärter tun nichts als rumstehen. Vielleicht tun sie ja noch was anderes, aber sicher nicht so, dass ich es je gesehen hätte.


Mein Eindruck ist, dass Museumswärter zu den langweiligsten Berufen gehört, die bislang von der Menschheit erfunden wurden.


Die Aufgabe, nichts zu tun, damit nichts passiert, scheint mir Ähnlichkeiten mit einem Zen-Koan zu haben. Vielleicht ist das alles ja gar nicht Langeweile, sondern Meditation und die Wärter stehen alle an der Schwelle zur Erleuchtung.


Trotzdem: Irgendwie bin ich jetzt doch froh, nicht diese Laufbahn (was heisst Laufbahn, wenn man nur rumsteht?) eingeschlagen zu haben...