Museum der gescheiterten Geschäftsideen

Seit langem will ich ja das o.g. Museum eröffnen. Und angemessenerweise ist es virtuell, denn es besteht und stellt aus: Ideen. Allerdings solche, die an ihrer Realisierung gescheitert sind, was ihnen einen Sonderstatus gibt, wie ich finde.


Hier ein besonders hübsches Stück:


Mein Friseur hat vor einem halben Jahr seine Meisterprüfung abgelegt. Gestern erzählte er mir von einer Kollegin, die es in diesen sechs Monaten geschafft hat,nicht nur einen eigenen Laden zu eröffnen, sondern auch schon wieder Pleite zu gehen.


Ihre Geschäftsidee: Sie spezialisiert sich auf Brautfrisuren.


Nun wußte ich gar nicht, dass es so etwas gibt: Brautfrisuren. Aber wo ich es nun weiss, ist mir auch klar (war es meinem Friseur auch), warum dieses Projekt scheitern musste:


Sich einem Friseur anzuvertrauen ist ein Akt des Vertrauens - mehr noch als der Besuch eines Zahnarztes, wahrscheinlich. Schließlich bestimmt er das eigene Bild, d.h. man vertraut ihm, dass er dieses Bild (Image) so gestaltet, dass man sich nicht schaudernd von seinem Spiegelbild abwendet (oder zumindest nicht allzu lange unter der Abweichung vom idealen Selbstbild leidet). Friseurbesuche sind also immer heikel.


Aber diese Vertrauensfrage potenziert sich zwangsläufig, wenn es darum geht, eine Frisur für ein Ereignis zu erhalten, das einmalig (oder zumindest potentiell einmalig) ist wie die eigene Hochzeit. Wer würde sich hier jemandem anvertrauen - selbstproklamierter Spezialist hin oder her - den er nicht kennt? Von dem sie, die Braut, nicht weiss, was sie, die Friseuse, mit dem eigenen, auf Fotos für die Ewigkeit festgehaltenden Bild anstellt. So viel Vertrauensvorschuss kann man nicht erwarten. Auf keinen Fall kann man ihn zur Grundlage eines neu zu gründenden Geschäfts machen... Oder aber - das wäre vielleicht ein Weg - man bietet zunächst, Wochen und Monate vorher, Probebrautfrisuren an (so wie es ja auch Ehen auf Probe gibt).


(Die Eröffnung einer Zahnarztpraxis ist da einfacher. Es geht nur um Schmerz, nicht um das Selbstbild, und das Vertrauen in staatliche Ausbildungen und Prüfungen kann das Vertrauen in den Zahnarzt ersetzen - aber auch nur einmal.)