Mubarak

Einer der Gründe, warum Revolutionen meist scheitern, ist, dass zu viele der für die beteiligten Akteure (Bürger aller Art) relevanten Entscheidungsprämissen auf einmal ausser Kraft gesetzt werden. Nicht nur die Programme, die z.B. das Wahlrecht regeln und die Selektion der Amtsträger steuern, sondern auch formale Strukturen, wie etwa die Befehlshierarchien in Verwaltungen oder gar im Militär, und, last not least die Personen, die irgendwelche Ämter ausfüllen. Das war im Irak gut zu beobachten (obwohl da ja nicht unbedingt von Revolution die Rede sein konnte, aber es ging auch um eine radikale Transformation eines etablierten politischen Systems).


Wenn Strukturen und Programme verändert werden sollen und gleichzeitig die Personen aus ihren Ämtern gejagt werden, gibt es keine verläßlichen archimedischen Punkt, von dem aus die Veränderung des jeweiligen Systems ausgehen kann und der ihm einen festen Grund gibt. Deswegen kommt es in der Regel bei Revolutionen zu einem allgemeinen Chaos, das dann potentiellen Diktatoren die Basis für ihr Ordnungsversprechen liefert und ihnen Zustimmung der vom Chaos ermüdeten Bürger sichert.


Wenn man das nicht will, ist es wahrscheinlich keine schlechte Idee, Personen wie Mubarak im Amt zu lassen, um in ihnen den festen Punkt zu haben, von dem aus Veränderung von Strukturen und Programmen erfolgen kann.


Die BRD ist ja auch mit dem alten Nazi-Personal aufgebaut worden, und ein paar Unterschiede zu dem alten System sind dabei ja tatsächlich realisiert worden. Und in China hat solch eine totale Veränderung unter Beibehaltung von Mao als Autorität ebenfalls ganz gut funktioniert. Allerdings war der schon tot und konnte keinen größeren Schaden mehr anrichten. Aber Mubarak ist ja auch schon alt.


Also: Schaun wir mal...