Motivation

Sehr informativ dieser Vortrag von Gerhard Roth zum Thema, auf den ich vorgestern hingewiesen habe: *„Mehr Motivation bitteschön – Wege aus der Sackgasse“*. Sie können diesen Text problemlos auf ihren PC holen, wenn Sie nach www.swr2.de/wissen gehen und diesen dort unter dem Manuskriptdienst die RTF-Datei abrufen, weshalb ich mir hier nicht die Mühe einer kurzen Zusammenfassung ersparen kann. Sie können ihn sogar zu jeder beliebigen Zeit noch einmal per Podcast im Original hören, so Ihnen das lieber ist.


Was ist zur Verbesserung der Motivation der Kinder, aber auch der Kollegen zu tun möglich? frage ich mich. Denn einfach ist dies ja nicht. Verhaltensänderung ist ein komplizierter Prozess, der im Prinzip nur intrinsisch Erfolg versprechend ablaufen kann. Zwang (Strafe) und Manipulation (Strategie) können das krasse Gegenteil des erwarteten Erfolgs erreichen. Roth sieht in der Belohnung, in richtiger Weise und unter Achtung gewisser Gesetzmäßigkeiten von Motivation verabreicht und dosiert, das wichtigste Moment. In seinem Vortrag geht es allerdings mehr um die Personalführung im Berufsleben, der Lehrerebene vergleichbar, als um die Lernmotivation der Schüler. Dennoch ist auch dort hinlänglich bekannt, dass zum Beispiel Strafen und Appelle nichts nützen. Was aber sollen wir dann tun angesichts grassierendem Null-Bock-Syndrom und massenhafter Lernverweigerung, auch Resignation angesichts ungewisser Zukunftsaussichten für viele Jugendliche?


Ein Moment fehlte mir in Roths Vortrag: Was kann die Begeisterung eines Trainers, Lehrers, Vorgesetzten für die gemeinsame Sache bei seinen Schützlingen bewirken, so etwas wie das, was man seit der Fußball-WM als Klinsmann-Effekt bezeichnet? Verhaltensänderung von außen erreichen zu wollen, erfordert in jedem Fall ein hohes Maß an eigenem Selbstvertrauen derer, die das bewirken wollen oder sollen. Oder wie schon Augustinus wusste: *„In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst.“* Mit Sicherheit wächst die Motivation mit dem Erfolg. Dazu braucht es vor allem Mut, Selbstvertrauen im Sinne auch des Vertrauens in die eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten und erheblicher Anstrengungen. Und dieses kann – davon bin ich felsenfest überzeugt - unter anderem wachsen durch ein solides Training der besten Lernmethoden, wovon diese Woche bis vorgestern die Rede war: Intrinsische Motivation durch Lernen des Lernens. Da aber ist jeder Schulmensch als Individuum gefragt, als Subsystem, wie die Freunde des Systemischen zu sagen pflegen.


Angesichts der Befunde der Experten, wonach ein rundes Drittel der Lehrerinnen und Lehrer unter Burn-Out-Symptomen leidet, ist zu fragen, wie das gehen kann, den Lernenden Begeisterung zu vermitteln. Die Herausforderung ist gewaltig. Die Lehrer könnten sie in Massen annehmen. Nicht gezwungermaßen, sondern aus eigenem Antrieb. Motivation mag nicht alles sein, aber ohne Motivation ist alles nichts.


Was kann bewirken, dass das Belohnungssystem anspringt und der Nucleus accumbens feuert? Leider steckt man bei der Kehrwoche nicht drin. Dem Blogger geht es eben nicht besser als den meisten Lehrern in der Schule: Es mangelt an Resonanz. Kommunikation findet kaum statt. Schade! Im Sommerloch erfährt das Thema Lernen eben noch einen Tick weniger Resonanz als in Schulzeiten. Ein Trost auch: Neue Ideen haben es immer schwer. Wer eine in die Welt setzt, ist eine Minderheit von einer Person. Nur gibt es auch das Wissen, dass sie sich sogar entgegen dem ersten Anschein auf geheimnisvolle Weise verbreitet. Ich denke da an die (erfundene) Geschichte vom hundertsten Affen. Adi meint, ich soll mich trösten. Er meint den Buchbeitrag zum Thema, den ich gerade auf Einladung eines chinesischen Erziehungswissenschaftlers abgeliefert habe. Gottes Wege sind eben unerforschlich. In Abwandlung einer alten Weisheit: *"Auf hoher See und im Weblog ist man in Gottes Hand."*


Damit reiche ich den Kehrbesen weiter und bin schon gespannt, wer ihn morgen aus der Ecke holt. Ich danke allen Lesern, auch wenn sie sich nicht zu Wort gemeldet haben und schicke einen Gruß in die Südsee an das Volk von Vanuatu, an die glücklichsten Menschen dieser Erde. Ihr Glück sei, wie die Experten sagen, ihre Genügsamkeit.