Mord und Totschlag

Ich konnte es nicht glauben, als ich die Statistik las (und vielleicht ist sie ja falsch): In Deutschland gab es im Jahr 2011 (nur) 669 Fälle von Mord und Totschlag. Es wurden ein paar Männer mehr umgebracht als Frauen.


In welchem Ponyhof leben wir hier eigentlich? Jede amerikanische Kleinstadt schafft das locker (na ja, ich schätze mal, man braucht dort, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, zwei Großstädte, um auf solche Jahreszahlen zu kommen).


Mein fast ausschließlich vom Fernsehen geprägtes Deutschlandbild ist selbstverständlich von Tatort und Samstagabendkrimi geprägt. Rechnet man dann noch die Vorabendmorde und die Unterschichtsfernsehmorde dazu, so kommen wir in der Glotze auf ganz andere, viel beeindruckendere Zahlen.


Wahrscheinlich gibt es das in deutschen Polizeipräsidien gar nicht: dauerhaft etablierte Mordkommissionen.


Alles war falsch, was bislang als Grundlage meines Weltbilds fungiert hatte.


Dank sei der Statistik für diese Korrektur. Ab und zu muss man einfach Zahlen sprechen lassen, um nicht den großen (Kriminal-) Erzählungen aufzusitzen...


Dass die Hälfte aller Frauen von ihren Lebenspartnern umgebracht wurde, wundert mich hingegen nicht. Denn warum sollte man jemand Fremden umbringen? Nur diejenigen, die einem nahe stehen, können solche Emotionen auslösen, dass die den alltäglichen Mord verhindernde Trägheit überwunden werden kann.


Deshalb ist es eher erstaunlich, dass bei den Männern weniger als die Hälfte von ihren Frauen umgebracht wurden (obwohl die sicher genug Anlass geboten hätten, von ihren Liebsten kalt gemacht zu werden).