Monster/Nonlinearität

In 3Sat gab es heute Abend eine Sendung über Monsterwellen. Seit Jahrhunderten berichten Seeleute von Wellen, die wie eine Wand vor dem Schiff stehen: 25 - 30m hoch.


Doch nach den etablierten wissenschaftlichen Modellen, die bislang zur Grundlage der Konstruktion von Schiffen dienen ("lineare Modelle") hängt die Größe der möglichen Wellen von der Stärke des Windes ab, was zu dem Schluß führt, dass Wellen nicht höher als ca. 12m werden können. Auf die damit verbundenen Belastungen sind die üblichen Konstruktionen der Schiffe ausgelegt.


Die von Seeleuten erzählten Geschichte von "Monsterwellen" gelten daher als Mythen: als gesponnenes "Seemannsgarn".


Allerdings: Jedes Jahr sinken etwa 1000 Schiffe, ohne dass man weiss, warum. Und bei den untergegangenen Schiffen handelt es sich nicht nur um alte, rostige Kähne, sondern auch um hochmoderne, dem aktuellen Stand der Technik entsprechende Schiffe.


Die Suche nach solchen Monsterwellen mit HIlfe von Satelliten hat gezeigt, dass jede Woche weltweit etwa 2-3 Wellen zu registrieren sind, die 25 - 30m hoch sind.


Ein schönes Beispiel, dass hier die Landkarte (besser: die Seekarte) ncht zur Landschft (der See) passt. Lineare mathematische Modelle folgen den schlichten Alltagsvorstelungen von Kausalität: kleine Ursachen haben kleine Wirkungen, große Ursachen haben große Wirkungen. Nonlineare Modelle hingegen zeigen, dass kleine Ursachen große Wirkungen haben können. Anders formuliert: Aus kleinen Wellen können Monsterwellen werden (auch wenn die Randbedingungen dafür noch nicht bekannt sind). Wichtig daran ist m.E., dass man mit solchen Monsterwirkungen rechnen sollten, auch wenn man sie nicht berechnen kann. (Das ist ja - nüchtern betrachtet - auch die Grundlage systemischer Interventionen, die nicht an mechanischen und linearen Modellen orientiert sind.)


Auf jeden Fall eine nützliche Metapher, diese Monsterwelle...