Mixa 2

Eigentlich denke ich ja nicht, dass Herr Mixa wegen der Ohrfeigen, die er seinen Schutzbefohlenen verpasst hat, zurück treten müsste. Denn das war früher durchaus üblich (was nicht heisst, dass es richtig war). Aber in der Grundschule bin ich von meinem Klassenlehrer auch mehrfach geohrfeigt worden - wie meine Mitschüler. Ich erinnere mich, dass ich das erste Mal so überrascht war, dass ich nicht mal dazu kam, einen Schmerz zu empfinden. Und das war sicher einer der besseren Lehrer, die ich hatte.


Warum ich das hier erzähle, ist, dass es m.E. zeigt, wie sich die Beurteilungskriterien erzieherischen Verhaltens geändert haben. Die ganze Diskussion über Missbrauch - sexuell oder züchtigend - wären vor vierzig Jahren nicht denkbar gewesen. Auch hier haben die von Herrn Mixa geschmähten 68er eine gewisse Wirkung erzielt, was die Beobachtungsweisen individuellen Verhaltens angeht. Vor allem dürfte das auf das Selbstverständnis von Autoritäten und Rollenträgern in solchen Institutionen wie dem Canisius-Kolleg oder der Odenwaldschule zutreffen. Denn sie sind an die Öffentlichkeit gegangen, während vor 20 - 30 Jahren noch von ihnen erwartet worden wäre, die Angelegenheit um des guten Rufes der Einrichtung willen, unter den Teppich zu kehren. Und auch die missbrauchten Kinder sind heute in der Lage, sich öffentlich gegen formale Autoritäten zu stellen, was - wie ich finde - für eine positive Veränderung des gesellschaftlichen Klimas spricht.


Was Herrn Mixa so unerträglich gemacht hat, ist die Selbstgewissheit und Borniertheit, mit der er seine Sichtweisen als höhere Wahrheiten verkauft hat - während er selbst den an andere gestellten Ansprüchen ja offenbar in keiner Weise gerecht wurde.