Milch

Was ich nicht ganz verstehe bei den Auseinandersetzungen um den Milchpreis, ist, wie denn eigentlich von den Beteiligten argumentiert wird.


Die Bauern wollen mehr Geld, um kostendeckend arbeiten zu können, das verstehe ich.


Den Molkereien ist es egal, wieviel die Bauern für die Milch verlangen, solange sie die eventuell entstehenden Mehrkosten an den Handel weiter reichen können.


Und der Handel?


Inzwischen haben ja Lidl und Aldi und ähnliche Firmen den Markt übernommen und bestimmen die Preise. Sie machen sich gegenseitig Konkurrenz und versuchen über niedrige Preise ihren Marktanteil zu erhöhen. All dies scheint mir normal. Wenn der Weltmarkt den Handel mit billiger Milch versorgen sollte - was ja sein kann, was ich aber nicht weiss: Kommen wirklich Kühltankschiffe mit Milch aus Australien nach Europa? -, dann hätten die Bauern in einem ungeregelten Markt wenig Chancen, ihre Preisvorstellungen durchzusetzen.


Aber, haben wir etwa in Bezug auf die Milch einen ungeregelten Markt, wo doch sonst der gesamte Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen hochgradig reglementiert und subventioniert ist?


Kann mir das irgendjemand da draußen im Universum des Internets mal in aller Ruhe erklären?


Was ich für extrem unwahrscheinlich halte, ist, dass die Chinesen den Milchpreis bestimmen (die gestiegene Nachfrage dort wird in manchen Zeitungsartikeln als Grund für was auch immer bemüht). Denn die meisten Chinesen vertragen keine Milch, weil ihnen ein Enzym zu deren Verdauung fehlt (hat man mir gesagt). Wer gibt schon viel Geld dafür aus, dauerhaft ein Völlegefühl zu haben, nur um dieses schicke, aus dem Westen kommende Lifestyle-Produkt zu konsumieren.


Oder aber, das scheint mir eine gar nicht so abwegige Erklärung, Völlegefühl ist eigentlich das, was in China mit der westlichen Kultur assoziiert wird. Das Fortschrittsversprechen für die Chinesen lautet dann: Jeder hat das Recht auf Völlegefühl.