Metaphern

Gestern war ich bei einer Autorenlesung des Carl-Auer-Verlags im Berliner Außenministerium.


Das erste, was mir auffiel, war, dass es keinen Fahrradständer am/im Außenministerium gibt. Wo stellt der Außenminister sein Rad ab? Nimmt er es mit nach oben? (Den Kalauer, er sei möglicherweise radlos, verkneife ich mir.)


Der zweite auffallende Punkt war, dass diese Veranstaltung (u.a.) von der Buchhandlung im Außenministerium organisiert war. Wozu braucht ein Ministerium eine Buchhandlung? Können die Leute da während der Arbeitszeit lesen? Haben die nichts zu arbeiten?


Mit Laufkundschaft darf dieser Buchladen wohl kaum rechnen, schließlich muss man erst durch eine Sicherheitskontrolle, wie an einem größeren Flughafen (Metall aus den Taschen usw.), wenn man in das Ministerium will...


Na ja, alles eigentlich nicht mein Problem. Trotzdem: Ich habe eben ein mitfühlendes Herz mit dem Buchhandel.


Es waren ziemlich viele Leute da, die Elisabeth Wehling hören wollten, die aus ihrem mit G. Lakoff verfassten Buch "Auf leisen Sohlen ins Gehirn" vorlas und anschließend mit den Zuhörern diskutierte.


Lakoff ist der Metaphern-Papst. Wohl keiner hat sich so fundiert wissenschaftlich mit der Logik von Metaphern und ihren Auswirkungen auf unser Denken beschäftigt. Linguistische Kognitionsforschung.


Darüberhinaus ist er ein leidenschaftlicher Kritiker der gegenwärtigen Amerikanischen Regierung. Am Beispiel der von den USA zur Rechtfertigung und Durchsetzung des Irakkriegs genutzten Metaphern illustriert er, wie Metaphern wirken.


Auch wenn wir vieles schon vorher wussten oder ahnten: Sprache ist kein unschuldiges und neutrales Mittel der Übermittlung von Information, sondern eine Gestaltungselement von Wirklichkeitskonstruktionen. In der politischen Diskussion wird deutlich, dass Metaphern strategisch genutzt werden. Sich deren Wirkung bewusst zu werden und sie kritisch zu reflektieren, ist eine Frage der politischen Verantwortung.


Vielleicht könnten wir ja ein Internet-Forum initiieren, in dem die jeweils in der politischen Diskussion aktuell gebrauchten Metaphern kritisch reflektiert werden. Ohne Metaphern können wir Menschen nicht denken und entscheiden. Aber wir können auch entscheiden, welche Metaphern wird wann und wo und wie verwenden.


Mein Vorschlag an den Auer-Verlag:


Auf der Auer-Website eine Rubrik einzurichten, Arbeitstitel: "Metaphor-Watch". Vielleicht könnten Frau Wehling und Herr Lakoff die Schirmherrschaft übernehmen und das Ganze redaktionell betreuen...