Meine Frau, Ihre Schwiegereltern und ich

Gestern war mal wieder so ein Sonntag Nachmittag wie ihn meine Frau und ich lieben. Direkt nach einem späten Frühstück haben wir alles nach Alltag und Arbeit erinnernde zur Seite geschoben und eine DVD angeschaut. Der Titel: Meine Frau, Ihre Schwiegereltern und ich (was für ein soziales System….) – eine wunderbare Komödie mit Robert de Niro, Dustin Hoffmann, Ben Stiller und Barbara Streisand. Es geht um eine Art Zusammenführung der beiden Familien Byrnes und Focker, deren Kinder Gaylord „Greg“ Focker und Pam Byrnes bald heiraten wollen. Die beiden Familien könnten unterschiedlicher nicht sein – auf den ersten Blick jedenfalls – und alle Kybernetiker und Differenztheoretiker (Theoretikerinnen natürlich auch) hätten ihre Freunde an diesen ungleichen Familiensystemen. Es bedarf eben zweier Etwasse, um einen Unterschied hervorzubringen (Gregory Bateson).


Es klingt vielleicht verwunderlich, aber irgendwie hat mich das alles an die große Politik erinnert. Denn die Väter Jack Byrnes (de Niro) und Bernie Focker (Hoffmann) sind vielleicht ein so verschiedenes Paar wie Michael Glos (CSU) und Franz Müntefering (SPD), die die Wählerinnen und Wähler da bei der letzten Bundestagswahl als große neue Familie zusammenführen wollten. Und wie bei den Byrnes und Fockers scheinen sich auf der deutschen Regierungsbank ebenfalls sehr unterschiedliche Familiensysteme zu begegnen. Jedenfalls wenn man die geläufigen Zuschreibungen von links/rechts, progressiv/konservativ, oder sozialkompetent und wirtschaftskompetent bemühen will. Die einen scheinen eher der konservativen Byrnes-Fraktion anzugehören – die in ihrem gepanzerten Wohnmobil durch eine unsichere Welt reisen – während die Fockers auch in Zeiten der Globalisierung das Konzept des „Gutmenschen“ nicht aufgeben wollen und fest daran glauben, dass schließlich jeder und jede nach ihrer Fasson glücklich werden soll. Es sind schon zwei sehr verschiedene Regelsysteme, die sich da in die Quere kommen.


Gleichzeitig kann man aber auch beobachten, was passiert, wenn die alte Unterscheidung zwischen Regierung und Opposition auf einmal neu erfunden werden muss. Da müssen auf einmal neue Grenzen definiert werden und wer vorher als politischer Mehrheitsbeschaffer herhalten mußte, ist jetzt politischer Gegner. Während man sich mit so was wie den Fockers vorher niemals eingelassen hätte, muss man jetzt mit Ihnen die Zukunft der eigenen Kinder planen (und finanzieren). „Michael Byrnes“ und „Franz Focker“ müssen jetzt zusammen Zigarre rauchen und sich Unterschiede jenseits von links und rechts ausdenken. Und das alles nur, weil die Kinder – die Wählerinnen und Wähler – vielleicht gerade im Differenten eine Chance für die eigene Weiterentwicklung gesehen haben und sich dafür entschieden haben, dass Konservative in das Progressive – oder das Progressive in das Konservative hineinzukopieren. Jetzt muss sich nur noch das System danach richten.