Mein peinlichstes Erlebnis

Wenn ich von peinlichen Erlebnissen spreche, dann meine ich damit nicht das Verhalten anderer Leute, die sich nach meiner Einschätzung evtl. peinlich verhalten. Und ich meine auch nicht die Ereignisse und diejenigen meiner Verhaltensweisen, von denen andere denken, sie müssten oder sollten mir peinlich sein. Und es sind - zumindest in meinem Fall - auch nicht die Angelegenheiten, die ich mit meinem Psychoanalytiker besprechen müsste (wenn ich einen hätte). Sie sind irgendwie anders - deshalb meine Beschäftigung mit dem Thema.


Um hier den ersten Schritt zum Start einer fundierten Peinlichkeitsforschung zu legen, mein eigenes peinlichstes Erlebnis:


Es ist bestimmt schon über 20 Jahre her. Ein Bauunternehmer, sehr avantgardistisch für die damalige Zeit, hatte mich eingeladen, in einer kleineren Stadt mit ihm zusammen ein Seminar für andere Unternehmer am Ort zum Thema "Systemisches Denken" zu veranstalten.


Am Abend vorher trafen wir uns zu einer Vorbesprechung. Ich hatte damals (leider) die Angewohnheit, irgendwelche Sprüche, die in aller Munde waren, mit kleinen Verfremdungen zu nutzen (warum auch immer...- wahrscheinlich fand ich das originell).


Nun, nachdem wir alle Inhalte so recht und schlecht abgesprochen hatten, war es an der Zeit uns gegenseitig zu versichern, dass wir dieses außergewöhnliche Projekt schon gemeinsam erfolgreich meistern würden. Was er dazu sagte, weiss ich nicht mehr. Ich - noch ganz im Geiste der 68er - gab auf jeden Fall den ungemein witzigen Spruch von mir: "Gemeinsam schaffen wird das schon: Drei Finger sind eine Faust!"


Und in diesem Moment schaute ich auf seine rechte Hand: Sie hatte nur drei Finger...