Mehr-desselben

Wer gestern Abend die Sendung von Anne Will gesehen hat, wurde Zeuge, wie Herr Söder, Hoffnungsträger der CSU, argumentiert und (wahrscheinlich) denkt - er präsentierte eine Art der Problemanalyse, die, wie jeder systemische Therapeut weiss, eine der Grundlangen für die Chronifizierung von Problemen ist.


Man hat eine Idee, wie ein Problem zu lösen ist. Diese Idee setzt man in Handlungen um. Wenn man damit Erfolg hat und das Problem verschwindet, dann fühlt man sich in seiner Weltsicht bestätigt und verhält sich beim nächsten Mal ebenso wie beim letzten Mal, als man dieses oder ein analoges Problem zu bewältigen hatte. Wenn man damit keinen Erfolg hat, dann macht man mehr desselben. Aber - und das ist der Knackpunkt - wenn die Hypothese, der man gefolgt ist (d.h. die Erklärung für das zu beobachtende Phänomen/Problem), falsch war/ist, dann wird das Problem auf diese Weise nicht gelöst, sondern es bleibt oder verstärkt sich sogar noch.


Markus Söder hat gestern Abend Wahlkampf für die AfD gemacht, und zwar in einer Weise, dass man sich fragen konnte, ob er denn noch bei Sinnen ist. Da hat die CSU eines ihrer schlechtesten Wahlergebnisse in ihrer Geschichte bei der Bundestagswahl erzielt, und zwar - auch das ist natürlich nur eine Hypothes - indem sie in ihrer Obergrenzenkampagne versuchte, der AfD den Wind aus den Segeln zu nehmen. Sie hat damit die Argumentation der AfD (letztlich inklusive all ihres radikalen Schwachsinns) legitimiert und ihr zu einem blendenden Wahlergebnis verholfen (so blendend natürlich auch wieder nicht, wenn man bedenkt, dass 87% der Wähler nicht AfD gewählt haben).


Jetzt versucht Herr Söder also nach dem Mehr-desselben-Prinzip die CSU in den Abgrund zu treiben. Da er ja nicht wirklich blöd ist, scheint mir eine plausible Erklärung zu sein, dass er die Seehofer-CSU in die Verzweiflung treiben will, damit er nach der im nächsten Jahr auf diese Weise zu erwartenden Wahlschlappe neuer Ministerpräsident werden kann.


Dass man die AfD und die Knallköppe der Pegida und alle anderen ostdeutschen Heulsusen (hallo Max!) nicht dadurch aus dem Feld schlägt, dass man ihnen zustimmt, muss eigentlich ja nicht extra betont werden. Dazu scheinen mit die Aussagen des ehemaligen Bürgermeisters von Tröglitz interessant (siehe unten das Interview in der taz von heute).  Viele Ossis (es ist ja  auch im Osten nur eine Minderheit), die es nicht geschafft haben aus ihrer feigen und kleinstbürgerlichen Untertanenmentalität herausfinden, werden wütend, weil Mutti nicht das tut, was sie sich in ihrer pubertären Jammerlappigkeit wünschen. Und das heißt dann, dass keiner auf sie hört...


 


Quelle: Ex-Bürgermeister von Tröglitz über AfD: „Sie wissen, wen sie da wählen“ - taz.de